Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Blaise Pascal war das, was wir heute ein Wunderkind nennen. Mit 16 beeindruckte er die Fachwelt mit seinen geometrischen Formeln. Mit 18 erfand er eine geniale Rechenmaschine. Heute noch begegnet ihm jeder Schüler im Mathematikunterricht, spätestens bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Und auch in der Physik, wo man den Druck in „Pascal" angibt. Kurzum: Blaise Pascal war einer der größten Naturwissenschaftler des 17. Jahrhunderts, beispielhaft für das Zeitalter der Aufklärung. Gleichzeitig aber war er ein Mann tiefen Glaubens. Für Pascal kein Widerspruch. Die Wissenschaft ist unverzichtbar, wenn es um innerweltliche Fragen geht. Hier gilt die Logik der Mathematik. Gott aber kann man in ihr nicht finden. Dazu bedarf es der „Logik des Herzens", wie er schreibt. Pascal ist 31, als ihm diese Einsicht eines Abends schlagartig zur Gewissheit wird. Was er genau erlebte, wissen wir nicht. Aber es war für den Gelehrten so einschneidend, dass er das Geschehen auf ein Stück Pergament aufschrieb. Nicht genug damit. Er nähte sich den Zettel in das Futter seines Mantels. So trug er das Erlebte immer mit sich. Pascal hatte notiert: „Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Der Gott Jesu Christi. Nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, ist er zu finden."
Pascal hatte etwas erlebt, was sich viele Gläubige wünschen: eine Begegnung mit Gott. Gott ist für ihn nicht länger eine bloße Formel, ein abstrakter Begriff. Gott ist ein konkretes Gegenüber. Ihn kann der Mensch ansprechen, er wird zum „Du". Gott und Mensch - das ist eine lebendige Beziehung. Blaise Pascal arbeitete weiter als Wissenschaftler. Aber die Erfahrung der Nähe Gottes hatte ihn verändert. Sein Glaube war ihm immer wichtiger geworden. Für Gott nahm er sich mehr Zeit. Regelmäßig zog er sich zu Einkehrtagen in ein Kloster zurück. Geld und öffentliches Ansehen bedeuteten ihm nicht mehr viel. Stattdessen unterstützte er Arme und Kranke. Als ihn ein Freund fragte, ob auch er Gott finden könnte, antwortete Pascal: „Es gibt genug Licht für die, die sich danach sehnen, ihn zu suchen. Und du würdest Gott nicht suchen, wenn er dich nicht schon gefunden hätte." 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12115
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