SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.« So lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Verabschiedet am 10. Dezember 1948 durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen. Und deswegen wird heute der »Tag der Menschenrechte« begangen. »Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.« Das klingt so vertraut, selbstverständlich. Aber das ist es bis heute nicht. Auch heute noch werden Menschen versklavt und unterdrückt. Sie schuften in Goldminen oder Zwangslagern. Sie müssen als Prostituierte arbeiten oder werden schon als Kinder rücksichtslos ausgebeutet. Gleiche Würde, gleiche Rechte? Fehlanzeige. Gerade die Revolutionen in Nordafrika im Frühjahr haben das wieder eindrücklich gezeigt. Dass sich da unzählige Menschen nach Freiheit sehnen. Und nach einem Leben in Würde. »Alle Menschen sind mit Vernunft und Gewissen begabt« heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Ganz schön hochgegriffen. Ich erlebe oft genug Menschen, die anscheinend kein Gewissen haben - und eher unvernünftig leben und handeln. Und trotzdem bin ich sicher, dass dieser Satz stimmt. Ich glaube sogar, dass wir Menschen von Gott mit Vernunft und Gewissen begabt sind. Und dass wir beides nutzen sollen. Um wirklich menschlich zu sein. Der erste Artikel der Menschenrechte endet mit einem wichtigen Satz: »Alle Menschen sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.« Ich weiß, es ist schwer, mit sich selbst und mit anderen Frieden zu machen. Und trotzdem: Ohne das können wir nicht zusammenleben. Im Geist der Geschwisterlichkeit zusammenleben heißt, dass Unterschiede nicht trennen. Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politische Überzeugung, Herkunft, Vermögen - nichts davon macht einen Menschen mehr oder weniger wertvoll. In der Schöpfungsgeschichte der Bibel heißt es, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schafft. Das bringt auf den Punkt, was die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte fordert. Wenn nämlich alle Menschen Gottes Ebenbild sind, dann sind alle Menschen auch gleichrangig. Es gibt kein höhergestellt oder unwürdig. Allen kommt Würde zu, die bewahrt werden muss.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12072
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