Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden", sagt Jesus. Stimmt, in der Welt habe ich Angst. Sie ist ja auch zum Fürchten: Kriege, Fukushima, Krankheiten, Hunger und Gewalt scheinbar überall. Bisweilen ist die Welt zum Davonlaufen.
Vielleicht ging es den Jüngern Jesu damals auch schon so, als sie sich vor den schier ausweglosen Aufgaben sahen. Jesus hatte ihnen gezeigt, wie das geht: die Armen betreuen, die Ausgestoßenen wieder in die Mitte holen, keine Angst vor Kranken und Gebrechlichen haben, sie anfassen und sie aufrichten.
Man muss sich das mal vorstellen: Sogar zu ihren Feinden hat Jesus sie geschickt. Zu den Leuten, die einem das Leben schwer machen, mit denen man sich verkracht hat, wo nicht nur Porzellan zerdeppert ist, sondern scheinbar jede gemeinsame Zukunft unmöglich scheint.
Ganz schön aktuell, der Jesus: Wie schaffe ich es, mich heute mit meinem Nachbarn wieder zu versöhnen? Gelingt das Gespräch nach dem Streit in der Ehe? Kann ich denen vergeben, die mir weh getan haben? (Und die beiden, die gestern über mich gelacht haben, schaffe ich es, auf sie zuzugehen und sie um Neuanfang zu bitten?) Kann ich verzeihen? Traue ich mich, neu anzufangen?
Davonlaufen ist kein gutes Rezept, da überlasst ihr die Welt der Ohnmacht und den Anderen, meint Jesus und sagt: Habt keine Angst. Fangt an, die Angst in ihre Schranken zu weisen. Angst knabbert die Seele auf. Aber andersherum: Angst verliert sofort an Boden, wenn man ihr entgegentritt. Dann bröselt ihre Substanz. Wie ein Keks, der in der Hand zerbröselt, so albern und haltlos ist die Angst, wenn ihr sie in eure Hände nehmt.
Jesus kennt die Angst seiner Jünger. Ich glaube, er spürt auch meine und Ihre Angst heute. Ich glaube, er ist dicht bei mir, vielleicht Schulter an Schulter, wenn ich der Ohnmacht und Angst heute trotze. Wenn er da ist, gehe ich federleicht und mit himmlischer Energie in diesen Tag weil ich sagen kann: Ich vertraue auf einen im Himmel, der mich heute begleitet, der die Angst in mir klein macht und den Mut zum Leben groß.
Der mich nicht das Fürchten lehrt, sondern mir die Kraft und den Mut schenkt, an die Welt heute heran zu gehen.
Ja, ich kenne die Angst, aber ich habe einen bei mir, der die Welt überwunden hat.

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