SWR3 Gedanken

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Sie muss wohl die Traumfrau der Altsteinzeit gewesen sein: die „Venus von Willendorf“. Im Jahr 1908 wurde sie nach 25.000 Jahren unter der Erde bei Bauarbeiten in Österreich ausgegraben. Es heißt, sie sei das Schönheitsideal der Altsteinzeit gewesen: große, hängende Brüste, runder Bauch und üppiger Hintern. Nicht gerade das, was wir heute als Topmodel bezeichnen würden.
Durch die Geschichte hindurch haben sich Schönheitsideale immer wieder gewandelt. Vom „dick ist schick“ im Barock bis zum hungrig aussehenden Model „Twiggy“ in den Sechzigern. In den 90er Jahren durfte es dann laut Trendmagazinen obenrum wieder etwas mehr sein. Die plastische Chirurgie boomte.
Dolly Buster, die Sexikone der Neunziger, hat es mit ihren Silikonbusen vorgemacht. Und 2007 kam prompt der Rückzieher: sie hat ihre künstlich aufgeblähten Brüste Anfang des Jahres wieder verkleinern lassen. Auch eine Art, mit Trends umzugehen.
Meine Art ist es nicht, jedem Trend hinterher zu laufen. Und was das Aussehen betrifft, finde ich es eine Entlastung zu wissen, dass sich das Schönheitsideal im Laufe der Zeit so oft verändert hat. Dann muss ich nicht jedem Trend hinterherlaufen.
Und dennoch erwischt mich meine Freundin ab und zu bei einem zweifelnden Blick auf meinen Bierbauch. Dann klopft sie mir auf die Schultern und sagt mit einem Augenzwinkern: „Mach dir nix draus, es kommt schließlich auf die inneren Werte an.“
Und so ausgelutscht sich dieser Spruch auch anhört, ich finde ihn richtig. Die äußeren Werte, also Geld, Macht und Aussehen, die sind vergänglich. Aber die inneren – Ausgeglichenheit, Humor und Weisheit – um die sollte ich mich kümmern. Denn davon hab ich ein ganzes Leben was!


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