Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich freue mich auf Weihnachten"? Haben sie das in den letzten Tagen mal gehört? Von Kindern, ja. Kinder freuen sich auf Weihnachten, weil sie sich auf die Geschenke freuen. Aber Erwachsene? Ich höre überwiegend Klagen über die bevorstehende Arbeit: Besuch, Vorbereitungen, Stress. Ich erlebe die angespannte Stimmung in der Stadt, und bin selber fast angesteckt davon. Alle wollen irgendwie alles in Ordnung bringen und finden gleichzeitig, dass "alles zu viel" ist. Wie schade!
Aber vielleicht kann ich mal einen Moment innehalten. Und so lasse ich das angestrengte Tun und mache mir eine Tasse Tee. Das tut gut: Langsam machen, nachdenken, nachspüren. Wozu geschieht denn das alles? Warum ist bei vielen die Freude zugedeckt - und stattdessen so ein Druck, ganz viel tun zu „müssen", damit Weihnachten ein schönes Fest wird?
Ein schönes Fest ist Weihnachten eigentlich ganz von selbst. Dass Gott als Mensch sich unter die Menschen begibt, das allein ist wunderschön. Jesus ist nicht zur Welt gekommen, damit wir deshalb jedes Jahr zur Erinnerung an seine Geburt selbst in Stress verfallen. Er wurde geboren, damit die Erde wieder Hoffnung spürt. Jesus will bei uns sein, damit wir froh sind und uns freuen. Er will Frieden schenken, damit wir im eigenen Herzen und zu anderen friedlich sein können. Zu schade, dass das immer wieder aus dem Blick geraten kann. Besonders im Weihnachtsstress.
Aber ich kann es mir zurückholen - jederzeit. Jederzeit kann ich eine Atempause machen. Einen Moment still sein und die Hausarbeit unterbrechen. Erspüren und horchen, was gerade um mich herum los ist. Auf der Arbeit einen Moment aus dem Fenster schauen. Nur schauen, alles aufnehmen, was ich sehe, und sonst nichts. Eine Kaffeepause beim Einkaufen einplanen. Nur im Warmen sitzen, atmen und mich wahrnehmen, von Kopf bis Fuß. Und spüren: das ist mein Leben. Gerade jetzt. Und ich erinnere mich, dass jeder Mensch ein von Gott geliebter Mensch ist. Und vielleicht muss ich dann lächeln.

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