SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es macht einfach Spaß, auf dem Internetglobus Google Earth spazieren zu klicken. Ob Eiffelturm, Urlaubsstrände oder die Garage des Nachbarn – mit einem Klick bin ich direkt drüber. Das beste dabei: es ist nie Nacht und überall scheint die Sonne. Das Leid hat auf dieser Sonnenscheinwelt nichts zu suchen – könnte man meinen.
Seit Kurzem hat sich das mit einer Zusatzfunktion zum Downloaden geändert. Ich fahre mit der Maus über Afrika und sofort fällt mir die orange-rote Fläche ins Auge. Beim Reinzoomen merke ich, dass es unzählige kleine Flammensymbole sind. Jede Flamme steht für eines der 1.600 zerstörten Dörfer in der Krisenregion Darfur im Westen des Sudans. Kleine blaue Dreiecke stehen für Flüchtlingslager. 3-D-Säulen zeigen an, wie viele Vertriebene in Camps um ihr Überleben kämpfen. Insgesamt sollen es zweieinhalb Millionen sein. Zu vielen Icons gibt es Zusatzinfos wie Bilder, Videos oder Zeugenaussagen, die sich mit einem Klick öffnen lassen. So entsteht vor meinen Augen ein Bild des Schreckens.
Angestoßen wurde die Aktion vom US Holocaust-Museum, das sich für Minderheiten auf der ganzen Welt engagiert. Es wollte mit Hilfe von Google Earth auf dieses anhaltende Blutbad aufmerksam machen. Seit 2003 schon schlägt die sudanesische Regierung Rebellenaufstände in der Region nieder. Bei diesem Völkermord sollen schon über 200.000 Menschen gestorben sein.
Der Darfur-Flüchtling und Rot-Kreuz-Mitarbeiter Dawud Salih findet die Aktion gut. Er sagt: „Der einzige Weg, das Töten in Darfur zu stoppen, ist, die Menschen zu informieren. Wir müssen Präsident Bashir und anderen Tätern klar machen, dass sie beobachtet werden.“
Und die Direktorin des Holocaust-Museums Sara Bloomfield bezeichnet die Aktion als „die größte Plakatwand der Welt“. Eine Plakatwand mit dem Hilfeschrei einer Region.

Den Link zum Download gibt’s bei „SWR3.de“ unter „Links aus dem Radio“.

Link: http://www.ushmm.org/googleearth/
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1201
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