Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Tja, da hatte ich den Salat. Ich hatte Herrn Müller getroffen, der mir erzählte, erhätte mich im Radio gehört. Das freut mich immer, wenn mich jemand darauf anspricht und ich fragte ihn spontan, worüber er denn mal was hören wolle.  Er grübelte kurz und zögerte, aber dann fiel ihm etwas ein: machen Sie doch mal was über Tiere. Mist. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich keine Tierfreundin bin. Die Hunde bellen immer so laut, wenn ich bei meiner Freundin schelle, da traue ich mich fast nicht ins Haus. Und die kleine schwarze Katze im Garten meines Freundes streicht mir gern um die Beine, da hab ich immer Angst, sie springt mir gleich auf den Arm und das ist mir sehr unangenehm. Eigentlich habe ich vor fast allen Tieren Angst. Ich mag Kühe, davon hab ich über 20 in meiner Wohnung - aus Porzellan oder Holz oder so. Und ich mag Schildkröten. Die sitzen in der Sonne, bewegen sich nicht und halten die Klappe,  da muss ich mich nicht fürchten. Und jetzt das: machen Sie mal was über Tiere - Herr Müller erklärte mir auch, dass der Hund der beste Freund des Menschen sei. Hunde seien treu, sie würden nicht widersprechen, sie könnten gut zuhören.
Hm, denke ich mir, das ist doch bei Menschen nicht so viel anders: Die können auch treu sein, die müssen nicht dauernd widersprechen, die können auch manchmal gut zuhören. Der Unterschied zwischen Hund und Mensch ist vielleicht, dass Hunde, wenn sie gut behandelt werden, nicht anders können als treu zu sein. Es liegt ihnen im Wesen, sich dem Mensch anzuschließen, sich von ihm leiten zu lassen,  an ihm zu hängen, Freude über die Gesellschaft zu zeigen. Menschen können ähnlich angenehm sein, aber sie können auch anders. Nicht nur, aber auch deshalb sind ja viele Menschen so überzeugte Tierfreunde.
Ich merke, ich möchte mich nicht gern von Tieren ausstechen lassen: ich will doch für meine Mitmenschen mindestens genau so angenehm sein wie ein Hund. Deshalb bemühe ich mich, treu zu sein. Ich widerspreche nicht dauernd; nur: wenn es mir nötig scheint. Ich höre zu. Ich zeige auch meine Freude, wenn ich jemanden treffe, den ich gern habe. Ich belle halt nicht. Aber das ist verzeihlich, hoffe ich. Auch für Tierfreunde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12007
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