Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wir sind alle kleine Sünderlein. S’war immer so, S’war immer so“.
Sie erinnern sich? Das hat Willi Millowitsch gesungen.
Und das klang immer ganz versöhnlich, nach dem Motto: jeder hat so seine Macken.
Manchmal sind wir aber auch große Sünder - je nachdem.
Sünder sind wir allzumal - steht in der Bibel.
Das ist nun leicht gesagt - Aber wenn ich’s ernst nehme, merke ich:
Bei der Sünde geht’s um mehr als um die Einsicht: nobody is perfect.
Ich denke an eine Frau.
Die sagt mir: „Ich mache so viel falsch in der Kindererziehung.
Schon seit Jahren. Aber ich komme da nicht raus.
Ich habe manchmal solche Schuldgefühle meinen Kindern gegenüber.
Aber ich weiß nicht, wie ich das ändern soll.
Fühle mich wie auf einem Dampfer, der immerzu in die falsche Richtung fährt.
Ich müsste offen zugeben, dass ich was falsch gemacht habe,
müsste runter von diesem Dampfer, einfach ins Wasser springen.
Aber ich bin wie gelähmt.“
Was die Frau da von sich erzählt - das ist sie Art, wie Martin Luther einen Sünder beschreibt:
Ein Mensch, der sich in sich selbst verkrümmt.
Der sich nicht öffnen kann, der krampfhaft und manchmal sogar krankhaft an sich selbst festhält
und der nichts in seinem Leben ändern kann - oder will.
Ich stelle mir diesen Menschen immer hockend vor,
wie erstarrt, unfähig, sich zu bewegen.
So eingeschnürt, dass er kaum Luft holen kann.
Was hilft da?
Über die eigene Sünde nachdenken ist ein Anfang.
Das heißt: erst einmal genau hinsehen, was eigentlich ist.
Und dann aufstehen, sich aufrichten, den Sprung ins Wasser und einen neuen Anfang wagen.
Dazu braucht man natürlich Mut.
Und den hat man eigentlich nur, wenn man weiß, dass man nicht untergeht.
Wenn man weiß, dass es Vergebung gibt. Dass Gott, dass Menschen vergeben können, wenn man sie darum bittet.
Martin Luther sagt: Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer.
Mit diesem „Tapfer sündigen“ meint er:
Hab den Mut deine Sünden anzusehen.
Guck genau hin, auf welchem falschen Dampfer du gerade bist. Du kannst das.
Und dann- versuche, dich so zu anzusehen, wie Gott dich ansieht.
Nämlich liebevoll und vergebend.
Denn Gott hilft dir da raus. Glaub ihm.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1199
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