SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Am Tag nach Ostern läuteten in dem Ort, in dem ich lebe, die Glocken der katholischen Kirche. Ein junger Mann, grade mal 36 Jahre alt, wird zu Grabe getragen. Von einer Sekunde auf die andere ist er gestorben: Herzinfarkt, da konnten die Ärzte nichts mehr machen.
Ich sitze bei mir in der Küche und denke nach. Gestern noch habe ich im Gottesdienst über Auferstehung gepredigt, darüber, dass das Leben siegt. Und jetzt dieser tragische Tod, viel zu früh. Was würde ich seiner Frau sagen, säße sie jetzt bei mir am Tisch?
Ich denke an die Geschichte der Maria von Magdala, eine enge Freundin von Jesus. Die kann überhaupt nicht fassen, dass ihr Freund tot sein soll. Deshalb geht sie dahin, wo sie sich ihm am nächsten fühlt: Auf den Friedhof, zu seinem Grab. Aber das Grab ist leer! Jesus ist verschwunden! Sie ist entsetzt.
Da steht ein Mann. „Maria!“ sagt er zu ihr. „Bist du es, Jesus? Fragt sie, „Bist du doch nicht tot? War doch alles nur ein Albtraum, aus dem ich jetzt aufwache? Wird alles wieder wie früher?“ Maria läuft auf ihn zu, will ihn umarmen. Aber Jesus hält sie zurück„Halt!“ ruft er, „Rühr mich nicht an!“
In der Geschichte macht Jesus der Maria deutlich: „Nichts ist mehr, wie es war: Der Tod ist und bleibt grausam und endgültig. Nichts, aber auch gar nichts kann dir diesen Schrecken ersparen. Du kannst nie mehr mit mir leben, wie das früher war. Aber, ich gebe dir etwas, was dich weiterleben lässt. Ich gebe dir die Erinnerung an die Worte der Liebe, die ich dir geschenkt habe. Ich gebe dir die Erinnerung an die schönen Momente, die wir erlebt haben. Sie werden dich dankbar machen für das, was wir hatten. Ich gebe die Hoffnung, dass es ein Wiedersehen geben wird – wie auch immer das aussehen mag.
Vielleicht kann diese Hoffnung deine Bitterkeit und dein Entsetzen mildern. Nicht heute und vielleicht auch noch nicht morgen. Aber gib nicht auf. Ich bleibe bei dir und lasse dich nicht los. Heute nicht und niemals.“

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