Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Einen schönen Tag noch, Frau Schmitt!" sagt die Kassiererin im Supermarkt zur Frau vor mir. Und auf einmal bin ich hellwach. Eine Ewigkeit bin ich gestanden zwischen Einkaufswagen mit Dosen, Tüten, Schachteln. Die dann mit einem piep, piep, piep über dem Scanner gezogen werden. Dann Geldbeutel auf, Bankkarte raus, Pincode eingeben. Und schließlich- mit ausholender Geste und gewinnendem Lächeln dieser Satz: „Einen schönen Tag noch, Frau Schmitt!"
Natürlich hat die Kassiererin den Namen eben von der Bankkarte abgelesen. Und wird ihn wahrscheinlich auch wieder vergessen. Aber sie hat ihn gesagt, den Namen. Und für einen Moment hat sich Frau Schmitt persönlich angesprochen gefühlt. Und mich hat es daran erinnert, wie wichtig das ist, mit dem Namen. Dass man einen Namen hat und keine Nummer ist.
„Fürchte dich nicht, sagt Gott, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein."(Jes. 43,1) Das steht in der Bibel. Der Prophet Jesaja hat das gesagt in einer Zeit, in der sein Volk keinen Namen mehr hatte. Nur noch eine Nummer war, eine kleine Nummer in der Weltgeschichte. Wer sind wir, wenn wir keinen Namen mehr haben, nur noch Nummern sind, Rädchen im Getriebe. Austauschbar in dem, was wir tun. Ersetzbar im Job, vielleicht sogar ersetzbar als Mann, als Freund, als Ehefrau?
Fürchte dich nicht, spricht Gott, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein." Damit erinnert uns Gott daran, dass wir niemandes Funktionsträger sind. Sondern zu allererst ihm gehören. Wir sind seine Kinder. Gotteskinder. Unverwechselbar. Unersetzlich.
Wie Gott das macht bei den inzwischen 7 Milliarden Menschen, das weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass mich dieser Glaube stark macht fürs Leben. Wenn ich weiß, dass ich keine Nummer bin, dann kann ich schon mal auf einem Amt eine Nummer ziehen und mich geduldig in der Schlange anstellen. Dann mag man mich auch in meinem Job ersetzen- so What! Gott kennt meinen Namen. Das hilft mir, mir oder anderen nicht immer beweisen zu müssen, dass ich wer bin.
Wie schön, dass er mir ab und zu eine Kassiererin im Supermarkt vorbeischickt, die mich daran erinnert. In diesem Sinne: einen schönen Tag noch, Frau Schmitt. Oder wie war noch mal Ihr Name?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11940
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