SWR2 Wort zum Tag

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Jesus hatte anscheinend Spaß an Geldgeschichten.
Ganz oft, wenn er von Vergebung erzählt und wie fundamental sie ist für Menschen, handeln seine Gleichnisse von Geld. Und die sprachlichen Bilder fließen ineinander: In einem Gläubiger kann man auf einmal Gott entdecken, Menschen werden zu Schuldnern und Schuldenschnitt und Schuldschnitt, also Vergebung, rücken einander ganz nah. Zufall?
Sicher nicht. Und in diesen Wochen, wo ich jeden Tag in den Nachrichten von riesigen Schulden höre, gibt mir das zu denken.
Jesus erzählt zum Beispiel von Einem, der sehr hohe Schulden hatte. Sein Kreditgeber - Jesus meint Gott - ist großherzig und gönnt ihm einen totalen Schuldenschnitt. Aber dann das Unerhörte: Der Zufall will es, dass der eben Entschuldete einen anderen trifft, der wiederum bei ihm Schulden hat. Viel weniger, als ihm selbst gerade erlassen worden sind. Trotzdem geht er auf ihn los und fordert sofortige Rückzahlung. Der andere fleht ihn an, aber er lässt nicht locker und übergibt ihn der Justiz. Und Jesus endet: Gott gefällt das gar nicht, dass hier der Schuldenschnitt verweigert wird. So gibt es keinen Neuanfang.
Mein Gedanke dazu:
Wenn jemand weiß, wie wichtig für Menschen ein Schuldschnitt ist, dann Christen. „Vergib uns unsere Schuld wie wir vergeben unseren Schuldnern," beten wir im Vater Unser. Das gehört zum Innersten des Glaubens. Schuldschnitt eröffnet den Weg zur Versöhnung. Menschen können wieder leben, weil ihnen vergeben wird und wenn sie einander vergeben können. Wenn der eine sich nicht auf Dauer wie ein „HerrGott" aufführt und der andere nicht immer der arme Sünder sein muss. Immer wieder singt die Bibel dieses hohe Lied der Vergebung, des Schuldschnitts.
Und ich frage:
Sollte ein Schuldenschnitt in Europa schwieriger sein als ein Schuldschnitt? Einen Schuldschnitt haben unsere europäischen Nachbarn uns Deutschen gewährt nach dem 2. Weltkrieg. Da sollte ein Schuldenschnitt nicht möglich sein? Selbst wenn es um riesige Summen geht. Hängen wir mehr am Geld als an Fehlern und Schuld, die Beziehungen verletzen?
Jesu Gleichnisse legen eine Lebenserfahrung immer wieder ans Herz:
‚Seid klug. Wenn ihr wollt, dass euer Leben glückt, werdet Meister der Vergebung. Dazu muss der, der im Recht ist, nachgeben, damit der, der in Schuld und Schulden steckt, wieder heraus kommt. Der Schuldner kann das nicht allein. Dazu muss der Gläubiger helfen.
Ich schließe aus Jesu Geldgeschichten:
Führt Euch nicht auf wie die „HerrGötter." Seid ein bisschen anders, so ähnlich wie Gott anders ist. Jesu Gott ist kein Banker. Er ist ein Meister des Schuldschnitts.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11935
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