SWR2 Wort zum Tag

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"Wer liebt, teilt auf Augenhöhe." Vielleicht war das das Motto des heiligen Martin von Tours. Heute am Martinstag denke ich an ihn.
Dass Martin nicht auf einem Pferd sitzt, sondern einem Bettler auf Augenhöhe begegnet - das steht in der ältesten uns überlieferten Martinslegende. Mir gefällt das. Martin kümmert sich um einen Armen. Vielleicht ist das ein Obdachloser, ein Wohnungsloser oder ein Hartz IV Empfänger. Auf jeden Fall einer, der am Rand steht, der nicht viel hat, den keiner will, den keiner sieht. Das Entscheidende daran: Martin schaut hin und begegnet diesem Menschen auf Augenhöhe. Miteinander teilen sie sich einen Mantel. Solche Menschen, die sich wie Martin für andere einsetzen, gibt es auch heute in Kirche und Gesellschaft. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart werden jedes Jahr Ehrenamtliche mit einem besonderen Preis ausgezeichnet, der „Martinusmedaille". Der Preis soll eine Ehrung für Menschen sein, die sich um andere kümmern und zwar freiwillig, über längere Zeit und selbstverständlich ohne Lohn. Eine Ehrenamtliche kocht jeden Mittwoch in ihrer Kirchengemeinde für Menschen, die wenig haben. Familien, ältere Menschen, die einsam sind, auch junge Menschen kommen im Gemeindezentrum zusammen und essen gemeinsam. Eine Gemeinschaft, die gut tut. 150 Menschen kaufen täglich zu günstigen Preisen in einem  Caritas-Tafelladen ein. Ein Ehrenamtlicher hat die Nahrungsmittel jahrelang von verschiedenen Supermärkten abgeholt und in den Tafelladen gebracht. Heute hilft er den Menschen, die ins „Zentrum des Zuhörens" kommen - eine Anlaufstelle der Caritas, konkret bei praktischen Fragen weiter. Für ihn ist das selbstverständlich. Wie oft geschieht soviel Gutes, das niemand beachtet. Es sind viele, die sich bescheiden und unauffällig für andere engagieren. Nicht alle bekommen einen Preis, auch wenn sie ihn verdient hätten. Sie sind Vorbild für mich. Begegne ich Menschen auf Augenhöhe? Teile ich meine Zeit mit anderen? Wo bin ich hilfsbereit? Wann ist es mir eine Ehre, mich für eine gute Sache einzubringen, einfach so. Schaue ich hin, wenn einer meine Hilfe braucht? Mache ich den ersten Schritt, wenn ich Not sehen? Habe ich den Mut für andere stehen zubleiben und vom „hohen Ross" abzusteigen? Wie gut, dass es sie gibt, die vielen Ehrenamtlichen, die den Spuren des Heiligen Martin folgen. Egal ob mit und ohne Ehrung. Sie haben meine volle Wertschätzung: Dankeschön.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11890
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