SWR2 Wort zum Tag

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Vor einem Monat ist Steve Jobs gestorben. Der Erfinder von IPot, IPhone, IPad ist tot.  Viele trauern um ihn und waren erschüttert über seinen Tod. „Einer, der die Welt veränderte", so konnte man in den Medien lesen und hören. Einer, der Visionen hatte und dafür die nötige Technik entwickelte. Und auch: einer, der mit seinen Erfindungen neue Visionen bei ungezählten Menschen frei gesetzt hat. Seine Erfindungen sind technisch perfekt und schön gestaltet. Es macht Spaß, damit umzugehen. Kommunikationstechnik zu beherrschen ist nicht mehr nur Sache von Experten, sondern jeder kann Experte sein und sich zur Welt der Wissenden dazu gehörig fühlen. Netzwerke von Kommunikation, ganz neue Gemeinschaften können mit Hilfe technischer Geräte entstehen. Tag und Nacht, immer und an jedem Ort kann ich mit Anderen Verbindung aufnehmen und bin meinerseits erreichbar. Erfindungen von Steve Jobs und anderen machen es möglich. Diese Erfindungen kommen offensichtlich den Bedürfnissen ungezählter Menschen entgegen. Für Steve Jobs, so wird gesagt, sei die Frage ausschlaggebend gewesen: „Was willst du, dass ich für dich tue?" Das ist auch eine biblische Frage.  Und er hat junge Menschen mit der Botschaft ermutigt: „Think different - habe Mut, eigenständig zu denken und zu handeln. Sei Du selbst." Man hat Steve Jobs eine Ikone genannt und ihn mit einer religiösen Aura versehen. Ja noch mehr: „IGod ist tot", hat jemand gesagt. Eine Messiasfigur, ein Retter ist zu betrauern. Anders lässt sich die weltweite Bestürzung über seinen Tod nicht verstehen. Hinter der modernen Kommunikationstechnik eröffnet sich eine Welt von Werten, die unsere Kultur verändert haben. Für viele Menschen sind sie existenziell, ja fast stiften sie Sinn. In einer Talkrunde am Tag nach seinem Tod sagte eine junge Frau, was Steve Jobs erfunden habe, ermögliche ganz neue Erlebnisse von Transzendenz. „Wie", fragte der Moderator, „können Computer Sinn stiften, Trost spenden bei Tod und Trauer, Geborgenheit schenken, wenn Menschen nicht mehr aus noch ein wissen?" Ich teile diese Einwände, auch wenn ich die technischen Entwicklungen bewundere. Ich frage mich aber auch, wo gerade junge Menschen das Rüstzeug mitbekommen, mit den rasanten technischen Entwicklungen so umzugehen, dass diese tatsächlich zu einem sinnerfüllten Leben beitragen und dass sie die eigentlichen Sinnfragen nicht verstellen. Und ich bin überzeugt, dass sich das Verlangen nach Transzendenz nicht durch Erfahrungen stillen lässt, die sich im Internet eröffnen. Dennoch nehme ich diese Phänomene ernst. In ihnen drückt sich das Lebensgefühl vieler Menschen aus. Aber was macht ein wirklich sinnerfülltes Leben aus? Die Frage: „Was willst Du, dass ich für Dich tue?", stellt sich dringender denn je.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11884
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