SWR3 Gedanken

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Ein Wolf beim Spielen. Ein Wolf beim Spielen mit einem Lamm  - in der Natur eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. In der Bibel sind die beiden spielenden Tiere ein Bild für eine ganz bestimmte Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einer Zeit, in der selbst Tiere kein Interesse mehr haben am Fressen und Gefressen werden. Die Sehnsucht nach einer Zeit, in der Menschen und Tiere nach neuen, friedlichen Maßstäben leben.
Der Wolf, der mit dem Lamm spielt - das ist auch ein Hoffnungsbild: irgendwann wird sich Gerechtigkeit durchsetzen, dann werden die Menschen aus Liebe handeln, nicht aus Angst. Und dann, dann ist das Reich Gottes da.
Jesus hat zu seiner Zeit immer wieder versichert, dass dieses Gottesreich längst angebrochen ist. Dieses Friedensreich ist mitten unter euch, hat er gesagt, ihr braucht es nur mit eurem eigenen Leben umsetzen.
Ach, denke ich oft, schön wär's, aber die Realität sieht doch ganz anders aus.
Oder doch nicht? Jetzt im Herbst war ich mit einem Jäger unterwegs. Von diesem Jäger habe ich erfahren, dass es ausgerechnet unter Tieren dieses Friedensreich tatsächlich gibt!
In Ausnahmefällen, hat er erzählt, teilen Füchse ihren Bau mit einem Hasen. Innerhalb des Baus herrscht dann eine Art Burgfrieden, man arrangiert sich irgendwie in verschiedenen Ecken. Begegnet der Fuchs dem Hasen jedoch draußen ein Stück weit weg vom Bau, wird er gejagt und gefressen. So nah dran ist der Fuchs am Reich Gottes! Er müsste nur seine homezone vergrößern!
Und wir Menschen? Wenn Jesus Recht hat und wir wirklich so nah dran sind an diesem Friedensreich? Dann bräuchte es einfach den Mut, unsere homezone zu vergrößern! Dazu müssten wir allerdings auf die Vorstellung verzichten, dass die anderen grundsätzlich böser, blöder oder weniger wert sind als wir selbst.
Das Reich Gottes ist vermutlich nur einen Hasensprung von uns entfernt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11832
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