SWR3 Gedanken

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Vor 50 Jahren wurde Max Frischs Theaterstück Andorra zum ersten Mal aufgeführt. Seither haben sich unzählige Schulklassen mit der Geschichte Andris beschäftigt. Eine erfundene Geschichte, ein Lehrstück. Andri, der junge Andorraner, wird von den Bewohnern seines Ortes so lange als Jude behandelt, bis er sich so verhält, wie alle denken, dass sich ein Jude bestimmt verhält. Seine Freundin Barbli kann ihn weder schützen noch ihm helfen, am Ende verliert sie den Verstand darüber wie die Behandlung der anderen ihren Freund verändert.
Andorra ist ein klassisches Lehrstück darüber, wie sich Vorurteile auf unser Verhalten auswirken. Wie sie einen Menschen zunächst langsam verformen und schließlich ein Leben zerstören können! Dazu braucht es kein ganzes Dorf wie bei Andri. Da reicht schon eine Familie aus, die sich einig ist, dass einer oder eine „unmöglich" ist. Eine Schulklasse kriegt das auch locker hin. Und erst recht die Medien. Da wird dann in knalligen Artikeln verkündet wie manche Promis oder Verbrecher angeblich tatsächlich sind. Das führt nicht nur zu Rufmord einzelner- Vorurteile können eine ganze Gesellschaft vergiften.
Was tun? Ein wirksames Gegengift steckt im ersten Kapitel der Bibel. Als Gott den Menschen erschafft, macht er ihn nach seinem eigenen Bild. Als Mann und Frau schafft er den Menschen, heißt es da, Gott selbst gleich. Deshalb gilt von jedem Menschen, egal welcher Hautfarbe, nationaler oder religiöser Zugehörigkeit: in diesem Menschen können wir ein Stück von Gott erkennen.
Jeder Mensch hat schon allein deshalb unseren Respekt und unser Interesse verdient. So vielfältig wie wir Menschen sind, spiegeln wir Gottes Vielseitigkeit wider. Was für ein Reichtum!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11831
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