Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ganz schön stürmisch war es bei meiner Radtour. Die Blätter wurden von den Bäumen geweht und der Wind blies mir kräftig ins Gesicht. Mit so viel Gegenwind hatte ich nicht gerechnet. Ich musste fest in die Pedale treten, musste dagegenhalten. Das war anstrengend, teilweise auch unangenehm.
Gegenwind erlebe ich manchmal auch bei Gesprächen und Verhandlungen. Da vertritt jemand eine andere Meinung als ich. Schleudert mir ein Argument nach dem anderen entgegen, lässt mich kaum zu Wort kommen. Das kostet mich Kraft und nimmt mich ganz schön mit. Wenn ich nicht vorankomme mit meinem Vorhaben. Wenn mich jemand bremst und zurückhält mit immer neuen Bedenken.
Aber so ein Gegenwind mobilisiert auch Kräfte. Ich überlege mir neue Argumente oder eine andere Strategie, hole weitere Informationen ein, um weiterzukommen. Gegenwind macht mich dann oft genug sicherer, überzeugter, stärker.
Allerheiligen ist ein Fest, das an Menschen erinnert, denen der Wind ganz schön heftig ins Gesicht geblasen hat. Trotz Widerstand, Protest und Gefahr sind die Heiligen ihren Weg gegangen und ihrer Überzeugung gefolgt.
Der Heilige Martin, zum Beispiel. Er stellte sich gegen den Kaiser. Wollte ihm nicht länger als Soldat dienen. Oder die Heilige Elisabeth. Sie hatte das Getue am Königshaus satt. Stellte sich auf die Seite der Armen und Hungernden. Heute gehören beide zu den beliebtesten Heiligen. Damals mussten sie eine Menge Gegenwind aushalten.
Aber ich denke, genau dieser Gegenwind hat die Heiligen letztlich stark gemacht, hat sie ermutigt, noch mehr Güte, Ehrlichkeit oder Barmherzigkeit zu verbreiten.
Allerheiligen nimmt aber auch die vielen unbekannten Heiligen in den Blick. Die ohne großes Aufsehen, ohne Öffentlichkeit gegen Not, Ungerechtigkeit oder Krankheit gekämpft haben, vielleicht in der Gemeinde vor Ort, in der Nachbarschaft oder der eigenen Familie. Menschen eben, die keine Angst vor Gegenwind hatten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11816
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