Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Musiker sind die Architekten des Himmels". Vom amerikanischen Musiktausendsassa Bobby Mc Ferrin stammt dieser Satz. Das stimmt, denn Musik kann Dinge ausdrücken, die weiter gehen, als es mit Worten möglich ist. „Geradezu überirdisch", schwärmen dann die Fans, wenn sie von ihren Gefühlen überwältigt werden. Musik kann eben Saiten in einem Menschen zum Klingen bringen, die sonst schweigen würden. Einer, der das ganz sicher konnte, war der Rockgitarrist Jimi Hendrix. Mit seiner Elektrogitarre hat er Musikgeschichte geschrieben. An ihn kam niemand heran. Eric Clapton, den seine Fans schon längst zum Gitarrengott ernannt hatten, holte Hendrix einmal als Gast auf die Bühne, zum Mitspielen. Das Ergebnis: Clapton legte die Gitarre weg und ging. Damit zeigte er, wer in seinen Augen wirklich die Nummer Eins war.
Hendrix entlockte seiner Gitarre Töne, die vorher niemand für möglich gehalten hätte. Sie war ein Teil von ihm. Nur mit ihr und seiner Musik konnte er sich wirklich mitteilen. Auf der Bühne konnte er sie schlagen und streicheln. Er spielte sie mit den Zähnen und mit der Zunge. Und oft genug opferte er sie - und damit ein Stück von sich selbst -  am Ende eines Konzerts. Er zerschlug sie oder steckte sie in Brand. Und die Fans spürten, dass da ein Mann stand, der etwas Neues verkörperte, der ihnen etwas ganz Besonderes geben wollte. So sagte er einmal:
„Wir wollen, dass unser Sound direkt in die Seele der Menschen trifft. Einfach mal sehen, ob man in ihnen nicht irgendetwas wach rütteln kann, in ihren Köpfen. Denn es gibt so viele Leute, die im Grunde nur schlafen."  
Wach rütteln - das ist das, was Religion und Musik durchaus gemeinsam haben. Beide wollen auf etwas hinweisen, das über den Alltagshorizont hinausgeht. Nicht umsonst kann man sich einen Gottesdienst ohne Musik nicht richtig vorstellen.
Einer der größten Hits von Jimi Hendrix ist „All along the watchtower - rund um den Glockenturm", ein Titel von Bob Dylan. Wo bei Dylan der Text im Vordergrund steht, ist es bei Hendrix die Musik. Und er verbindet beides so genial, dass Bob Dylan ihn bis heute dafür bewundert.
„There must be some kind of way out of here. - Es muss doch einen Weg hier raus geben".  Das sind die ersten Zeilen. Für Hendrix gab es am Ende keinen Ausweg. Er starb 1970 an Alkohol, Drogen und Medikamenten. Geblieben ist seine Musik, und die hat ihn auf eine gewisse Weise unsterblich gemacht. Deshalb kann er auch heute noch  „wach rütteln". Damit ich auch wirklich nachschaue, was in meinem Kopf so alles drin ist.

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