Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Für mich ist es immer noch eines der schönsten Lieder der Kölschrocker von BAP. Ich glaube es war 1982. Ich habe die Schallplatte gekauft, den Song gehört, zur Gitarre gegriffen und direkt versucht, nachzuspielen. Den Song vom „Wellenreiter", der immer nur den Trends hinterher läuft und der eigentlich immer nur Komparse im Weltgeschehen ist. „Echt, dat dät mich öden", singt Wolfgang Niedecken sein Fazit dazu.
Ja, das ist heute noch ganz genau so, vielleicht hat sich die Situation sogar noch verschärft. Immer ausgeklügelter werden die Marketingmethoden und Absprachen der Konzerne, mit denen man uns das Geld aus der Tasche zieht. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich selbst manipuliert werde, ohne es zu merken. Bei Kindern und Jugendlichen herrscht seit Jahrzehnten Gruppendruck: wer nicht das richtige Handy hat, die richtigen Klamotten trägt, das richtige Make up benutzt, der gehört nicht dazu. Doch wer bestimmt, was richtig ist?
Heute beobachte ich bei Jugendlichen noch etwas anderes: nämlich Null Interesse an Politik und Gesellschaft. „Da kann man ja doch nichts machen", sagen sie Schulter zuckend.
„Was ist bloß passiert, dass du so mutlos bist,
dass deine power fort ist, das du dich selber aufgegeben hast?"

singt Wolfgang Niedecken. Ja, das passt. Hand aufs Herz: wie sieht es aus beim Engagement gegen die Herrschaft der Banker, Spekulanten und  Zocker, die unsere Zukunft ruinieren? Da könnte die Zahl der Menschen, die jetzt weltweit auf die Straße gehen, viel größer sein. Auch wenn es keine klaren Antworten gibt, was man selbst tun könnte.  In anderen Bereichen geht das schon: Zu Hause versuche ich Beispiele zu finden, wie jeder konkret handeln kann: bei der Tafel, in Eine-Welt Läden, alternativen Geldanlageprojekten, im Umweltschutz, in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen, von Alten und Kranken. Bei BAP klingt das so:
„Hör mal Wellenreiter, es ist nicht alles Mist.
Es könnte sein, dass hier und da noch was zu ändern ist."
Jeder braucht Zeit, um festzustellen, wer oder was ihn führt und treibt. Ob die Richtung stimmt, in die er geht. Ob er zum „Wellenreiter" geworden ist oder seinen eigenen, unverwechselbaren Weg gefunden hat, der trägt und Halt gibt. Für BAP gibt es für die „Wellenreiter" am Ende ein ganz klares Schlussplädoyer:
„Doch wie du jetzt bist, passt du denen ganz prima ins Konzept,
die dich so haben wollten, halt als Depp."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11805
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