SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

"Love is a big scary animal - Liebe ist ein großes furchterregendes Tier." So der Titel eines Popsongs. Das hört sich überraschend an. Die Liebe als angsteinflößende Bedrohung? Ja, das ist schon was dran. Einiges sogar. Wer liebt ist verletzlich, den Gefühlen ausgeliefert. Gefühle die angenommen aber auch abgelehnt werden können. Wer liebt ist immer in der schwächeren Position, hat mir mal jemand gesagt. Und das finde ich bestätigt in einer Frau, deren Mann sich von ihr getrennt hat, während sie ihn noch liebt, haltlos, hilflos, verzweifelt. „Die Liebe höret nie auf" heißt es an einer sehr schönen Stelle in der Bibel. Bitter, ganz bitter muss Menschen mit Liebeskummer so ein Satz erscheinen. Dass Liebe aber tatsächlich auch aufhören kann, veröden, zerstört werden kann, das ist eine traurige Wahrheit. Eine Wahrheit die Angst machen kann sich je wieder auf dieses Gefühl einzulassen. Ja und was sag ich einem Menschen, der sich nicht mehr traut auf das Wagnis Liebe einzulassen? Der nur müde abwinkt, wenn ich ihm sage, dass die Zeit auch diese Wunde heilen wird? So verrückt es klingt, auch in dieser Situation sage ich, dass wir jetzt einfach nur versuchen können auf die Liebe zu vertrauen. Auf diese wunderschön schreckliche Kraft. Trotz aller schwierigen Beziehungskisten, trotz allem Scheitern und allem Schmerz. Sie ist da, sie steckt in den Ritzen der seelischen Verkrustungen, wie Mauerblumen, die sich mit zarter Kraft ihren Weg durch den Stein schaffen. Auch wenn sie tot scheint, kommt sie doch immer wieder, die Liebe. So wie der Frühling auf den Herbst und Winter folgt. Ja, ich weiß, gut gemeintes romantisches Gelaber zu Tröstungszwecken. Aber wie bitte lässt sich dieses große furchterregende Tier mit Namen Liebe anders zähmen, als wieder und wieder zu ihm in den Käfig zu steigen?!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11749
weiterlesen...