Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist der „Welternährungstag". Eigentlich müsste er „Welthungertag" heißen. Er erinnert daran, dass weit über 800 Millionen Menschen weltweit unterernährt sind und jeden Tag 18000 Kinder  am Hunger sterben. Welternäherung - Das Thema ist wichtig, aber ob ein Gedenktag hilft, ist zweifelhaft. Es wird Konferenzen und Tagungen geben, trotzdem werden die Qualen der Hungernden nicht geringer. Und es werden auch nicht Tausende ihren Geldbeutel öffnen und reichlich spenden oder gar ihre Lebensgewohnheiten ändern, nur weil Welternährungstag ist. Der Gedenktag hat vielleicht den gleichen Sinn wie der heutige Sonntag. Die Bibel schildert den Sonntag vor allem als Unterbrechung -  als Unterbrechung der Arbeitswoche, als Unterbrechung von Anstrengung und Mühe. Die Logik von Arbeit und Leistung wird unterbrochen, damit auch noch Anderes Platz hat,  zum Beispiel Feier und Erholung. Einen ähnlichen Sinn können Gedenktage haben. Der Welternährungstag unterbricht die Selbstverständlichkeit, mit der sich viele von uns im Wohlstand eingerichtet haben. Mitten in unserem guten Leben unterbricht er das Nachdenken, wie es uns noch besser gehen könnte, mit dem Gedanken an 800 Millionen hungernde Menschen.  Die Selbstverständlichkeit, mit der wir unsere Güter genießen, bekommt einen Riss, wenn wir an 18000 Kinder denken, die täglich verhungern. Gedenktage machen die Welt nicht mit einem Schlag besser. Sie stillen keinen Hunger und beseitigen keine Armut. Aber sie unterbrechen den Alltag, durchbrechen das Leben. Wie der Sonntag auch.  Und der Welternährungstag macht deutlich, dass weder unser Wohlstand noch die Not der Hungernden alltäglich oder selbstverständlich sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11731
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