SWR3 Gedanken

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Heute geht die Welt unter. Sagt der US-Prediger Harold Camping. Mit einer ausgeklügelten Formel, in der Zahlen und Bibelstellen eine wichtige Rolle spielen, hat er ausgerechnet, dass heute die Welt untergeht. Und gerade mal zweihundert Millionen Menschen werden an diesem Tag gerettet. Der Rest der Menschheit kommt halt in die Hölle. Sagt Harold Camping.
Der war sich allerdings auch schon sicher, dass die Welt am 21. Mai dieses Jahres untergehen würde. An diesem Tag besiegte der FC Schalke 04 den MSV Duisburg im DFB-Pokal. Für manche auch eine Art Weltuntergang, aber eben nicht für die gesamte Weltbevölkerung. Die blieb an jenem Tag noch einmal verschont. Weil Harold Camping sich verrechnet hat.
Dafür hat er sich auch entschuldigt und seinen Fehler korrigiert. Und so ist heute nun also der Tag, an dem alles zu spät ist. Wenn man den Zahlenspielen von Mr. Camping Glauben schenkt. Ich tue es nicht. Ich schenke der Bibel Glauben. Allerdings anders als der US-Prediger.
In der Bibel heißt es: „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater." Mit anderen Worten: Kann schon sein, dass der Welt irgendwann die Stunde schlägt. Aber wann das sein wird, weiß Gott allein. Und wie das sein wird, weiß auch Gott allein. Und das ist auch gut so.
Jeder Tag, den Gott werden lässt, kann der letzte sein. Für mich oder für die Welt. Aber solange dieser Tag nicht da ist, bin ich am Leben. Und freue mich daran. Ich möchte nicht wissen, ob mein Leben morgen zu Ende ist. Weil ich nicht will, dass die Angst mein Leben regiert. Weil ich leben will, solange Gott mich lässt.
Wenn Sie sich morgen also noch an diese Worte erinnern können, hat sich Harold Camping wohl wieder einmal verrechnet. Aber zumindest bei mir hat er eines erreicht: Ich weiß, dass es ein Ende gibt. Aber gerade deshalb lebe ich nicht in Angst, sondern freue mich an jedem Tag, den ich habe.

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