SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Lebensbericht von Dean aus Irland: „Ich bin achtundzwanzig Jahre alt. Ich war fast neun Jahre obdachlos. Jede Nacht musste ich einen Platz zum Schlafen finden. Dann sollte ich eine Nummer anrufen. Ein Bus las uns auf und nahm uns mit zu einem Nachtasyl. Aber manchmal kam der Bus nicht vor ein Uhr nachts. Um neun Uhr morgens mussten wir schon wieder draußen sein. Ohne Frühstück.
Ich fing an, Heroin zu spritzen, als ich auf der Straße lebte. Davon weggekommen bin ich durch meine Freundin, unser Baby und gute Sozialarbeiter. Sie haben mir die Kraft dazu gegeben. Im Moment leben wir in einer Frühstückspension, in der Familien willkommen sind, die eine harte Zeit haben.
In der Küche, die wir mit anderen teilen, ist eine Videokamera. Es ist uns nicht erlaubt, in der Küche zu bleiben, wenn wir fertig sind mit dem Essen. Wir dürfen in den Fluren nicht stehen bleiben und uns mit anderen unterhalten. Weil wir wissen, dass wir die ganze Zeit beobachtet werden, fühlen wir uns wie Gefangene. In der Frühstückspension teilen wir einen sehr kleinen Raum mit unserer einjährigen Tochter, die Toiletten sind feucht.
Unsere größte Sorge gilt unserer Tochter. Sie hat eine Lauflernhilfe, aber es gibt keinen Platz dafür. Sie hat keine Kraft in ihren Beinen. Wenn das Wetter gut ist, gehen wir mit ihr auf den Spielplatz, dort gibt es Schaukeln. Unser Traum ist es, das unsere Tochter auf eine gute Schule geht, weil wir das nie geschafft haben. Wir hoffen, dass sie irgendwann ein eigenes Haus hat und niemals obdachlos sein wird." Soweit Deans Bericht.
Den ich auf der Internetseite einer Organisation gefunden habe, die sich der Überwindung von Armut widmet. Über diesen Lebensbericht könnte man viele Worte machen. Aber Deans Bericht spricht für sich. Heute ist der Internationale Tag zur Beseitigung der Armut. Menschen wie Dean zuzuhören ist vielleicht ein erster Schritt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11715
weiterlesen...