SWR2 Wort zum Tag

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Wer ist Jesus Christus, woran ist er zu erkennen? Diese Frage stellen sich Menschen, seit er vor bald 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Die Evangelien suchen Antworten auf ihre Weise. Sie tun es vor allem in Geschichten, die sie aus seinem Leben erzählen. So erzählt Matthäus im 14. Kapitel: Jesus war auf einen Berg gestiegen, um allein zu sein, einen ganzen Tag lang bis zur Nacht. Diejenigen, die mit ihm gingen, seine Jüngerinnen und Jünger, waren inzwischen mit dem Boot auf dem See Gennesaret unterwegs. Weit vom Ufer entfernt, in der Nacht, das Boot von Wind und Wellen hin und her geworfen, überfiel sie große Furcht. Da näherte sich ihnen Jesus - auf dem Wasser - mit den Worten: „Habt Vertrauen. Ich bin es. Fürchtet  euch nicht!" Petrus möchte wissen, ob es die Stimme Jesu ist, die so zu ihnen spricht. Er sucht nach einem Erkennungszeichen. „Wenn du es bist" - so ruft er seinerseits - „dann befiehl, dass ich über das Wasser gehe und zu dir komme". Petrus will Jesus daran erkennen, dass er ihn ruft. Er hat immer wieder erfahren, dass Jesus Menschen zu der Freiheit ruft, in der er selber lebt. Dass er ihnen die Kräfte zutraut, die in ihm selbst wirksam sind. Aufrecht gehen, sehen, hören, auf eigenen Füßen stehen. Noch kann Petrus den Unbekannten auf dem Wasser nicht erkennen. Aber wenn er zu ihm sagen würde: Komm, geh - über das Wasser -, dann wäre das für Petrus das untrügliche Zeichen: Es ist tatsächlich Jesus, der zu ihm spricht. Wie ist es denn sonst in den Evangelien? Woran ist Jesus von Nazareth für die Menschen erkennbar als jemand, den sie suchen, dem sie sich anvertrauen mit ihren Schwächen, der ihr Verlangen erkennt? Was würden wir sagen? Ist er an der Kraft seiner Taten erkennbar? Ist er als einer erkennbar, der mehr Macht hat als Menschen sonst haben? Ja und nein. Ja - die Wirkung seiner Worte bestätigt, dass er eine andere Vollmacht hat als andere Rabbis; die Wirkung seines Tuns wird oft so beschrieben: „... und sie wurden geheilt." Aber dies allein ist nicht genug: Jesus von Nazareth ist für die Menschen, für die Jünger - und eben für Petrus nicht in erster Linie daran erkennbar, dass er selber größere Macht als alle hat. Nein, er ist daran erkennbar, dass er andere ermächtigt, etwas Neues zu tun. Die Matthäusgeschichte endet mit dem Resümee: „Die Leute brachten von überall her die Kranken zu ihm. Die ihn berührten, wurden geheilt".

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