Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Im Fußball kenne ich mich nicht so aus. Aber das Bild hab ich mir gemerkt. Wie sie dastehen und beten. Zwanzig- dreißig gut durchtrainierte Fußballer in ihren gelb-grünen Trikots. Die brasilianische Nationalmannschaft nach dem Spiel, nach dem Sieg.
Da stehen sie im Halbkreis, legen einander die Hände auf die Schultern und knien auf den Rasen nieder. Und während das Stadion vor Freude tobt, knien die brasilianischen Fußballer nieder und beten. Wie die Kinder.
„100 % Jesus"  steht auf ihren T- shirts und „I love Jesus".
Vielleicht muss man aus Brasilien kommen, um das zu verstehen.
Man sagt, in einem Land wie Brasilien können es sich die Leute gar nicht leisten, ungläubig zu sein.
Die Armut ist dort so groß, dass die Menschen mehr als Brot brauchen. Mehr als Brot, um den Kampf ums Überleben zu bestehen. Jeden Tag leben sie auch von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Und sie glauben fest daran, dass Gott sie dorthin führen wird.
Viele Fußballstars kommen aus den Slums der Großstädte. Sie kennen die Not. Und die Not hat sie gelehrt zu beten. Jetzt sind sie Superstars, Champions. Und beten trotzdem, wie die Kinder. Und freuen sich.
Wie der einst verlorene Sohn, von dem Jesus erzählt. Der nach langer Zeit wieder zu seinem Vater zurückkommt.
Er hat sich selber ausprobieren wollen. Und hat darüber sein ganzes Erbe durchgebracht. Als er es merkt, als er ganz unten angekommen ist, geht nichts mehr.
Wie schön wär es doch, sagt er sich, könnte ich wieder zu Hause sein.
Bei meinem Vater. Am sicheren Ort meiner Kindheit. Aber dann  müsste ich aufbrechen. Umkehren. Ich müsste mich von meinem Jammer verabschieden.
Ich müsste meinen ganzen erwachsenen Stolz und  diese gottverdammte Selbstüberschätzung eingestehen.
Wie gern würde ich den Kopf in den Schoß meines Vaters legen und wie damals als Kind, seine Güte spüren und sagen: Wie schön. Danke, dass ich bei dir sein darf.
Beten ist wie nach Hause kommen, sagt Jesus.
Als Erwachsener zum Vater im Himmel zurückkommen und sich freuen wie ein Kind.
Das ist es, was sie können,  die brasilianischen Fußballer.
Beten wie Kinder und sich freuen. Für mich sind sie die Weltmeister der puren Lebensfreude. Eben 100% Jesus.

 

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