SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

An zwei Samstagen im Oktober ist es so weit: Die Studierenden des Strasbourger Stifts, einem Studiwohnheim der elsässischen, evangelischen Kirche, machen sich in einer langen Karawane auf den Weg. Da fahren ein großer und ein kleiner Lastwagen, mehrere Kleinlaster und viele Autos langsam durch den Norden des Elsasses.
Das Strasbourger Stift war früher einmal Ausbildungsstätte der elsässischen Pfarrerinnen und Pfarrer. Und damals wollten die umliegenden Gemeinden ihre angehenden Pfarrer unterstützen und weil die damals nicht so reich waren und nicht so viel zu essen hatten, haben die Gemeinden den armen Studis von ihrer Ernte etwas abgegeben. Natürlich mit dem Hintergedanken: Wir unterstützen euch beim Studium und ihr kommt nachher in unsere Gemeinden als Pfarrer.
Heute sind die Studenten - ein Segen - nicht mehr ganz so arm, aber die Tradition hat sich fortgesetzt: Die Gemeinden feiern ihre Erntedankgottesdienste und in den darauffolgenden Wochen kommen die Studenten und sammeln Gemüse und Obst ein. Na ja, da es heute nicht mehr so viele Bauern und kaum noch Gemüsegärten gibt, geben die Leute statt dessen auch gerne Konserven und Tütensuppen, Schokolade und Kekse - Hauptsache, die Studis freuen sich.
Der Höhepunkt der Erntefahrt der Studis ist jedoch mittags die Einkehr in einem Bauernhof. In einer Scheune sitzt man dann an langen Holztischen beisammen und isst hausgemachte  „Dompfnüdle", also elsässische Dampfnudeln.
Und wenn wir so beisammen sitzen, Strasbourger Studenten und elsässische Dorfbevölkerung und gemeinsam essen, dann denke ich, dass genau das Erntedank ist: teilen, was man hat, gut essen und eine gut gelaunte Gemeinschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11632
weiterlesen...