SWR3 Gedanken

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Sonntagmorgen, die Sonne scheint. Ich stehe irgendwo in Berlin Friedrichshain. Cafés an allen Ecken und Enden. Wenn man wissen möchte, was kindermässig en vogue ist, dann ist man hier genau richtig. Die Eltern scheinen sich gegenseitig den Rang abzulaufen: wer hat das schönste Babytragetuch? wer den sportlichsten Kinderwagen? das tollste Laufrad?
Wenn man sich dann so mit seinem biologischen und fair gehandelten Kaffee Latte zurücklehnt, wird man die Frage nicht los: Für wen wird der ganze Aufwand eigentlich betrieben? Zum Wohl des Kindes oder geht es hier um die Eltern? Sind die Kinder eher so eine Art Objekt der Selbstverwirklichung für ihre Eltern? Man könnte es meinen.
Auch wir Erwachsene sind Kinder, Kinder Gottes. Aber als Kinder Gottes sind wir genau das Gegenteil von einem Selbstverwirklichungsprojekt. Wenn man sich das mal so anguckt in der Bibel, dann hat Gott zwei „Erziehungstipps" für Eltern: Nimm dein Kind so an, wie es ist; freue dich an ihm, spiel mit ihm, lach mit ihm; und dann: gib ihm die Freiheit, sich zu entwickeln und es selbst zu werden.
Da ist einmal dieses totale Angenommen sein. Egal, ob du abstehende Ohren hast oder hin und wieder schummelst; egal, ob du in der Schule hinten in der letzten Reihe gesessen und in der Nase gepopelt hast, oder ob du die mit den Süßigkeiten und der neuesten Babypuppe warst - ganz egal. Gott nimmt dich so an, wie du bist.
Aber er gibt auch Richtlinien, was wir zu tun und zu lassen haben: die zehn Gebote zum Beispiel oder diese wunderbare goldene Regel „Alles, was du willst, dass man dir tut, das tu auch den anderen".
Für Gott sind wir kein Objekt seiner Selbstverwirklichung. Wir sind frei; frei diese Gebote zu befolgen, frei Fehler zu machen, frei aus unseren Fehlern zu lernen - und es dann hoffentlich besser zu machen. Kurzum: wir sind frei zu wachsen und zu leben.

 

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