SWR2 Wort zum Tag

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Sie gelten als die Erfinder der Transplantation. Die Brüder Kosmas und Damian. Zwei Ärzte, in Syrien. Vor über 1700 Jahren, im dritten Jahrhundert haben sie einem Kranken ein Bein amputiert und ihm das Bein eines gerade verstorbenes Mannes angenäht. Das Ganze hat natürlich wenig mit unserer heutigen Medizin und ihren Möglichkeiten zu tun. Die Beinverpflanzung gehört in die Welt der Legende und nicht in die Welt der Wissenschaft. Und doch sicherte die überlieferte Operation Kosmas und Damian einen Platz in den Büchern der Medizingeschichte. Dabei sollte die Operation eigentlich nur deutlich machen: Mit Gottes Hilfe und dem Glauben, ist alles möglich. Auch eine im dritten Jahrhundert unmögliche Transplantation. Kein Wunder, dass Kosmas und Damian dafür angeblich himmlische Hilfen hatten. Ein Engel soll den beiden höchstpersönlich bei der Operation zur Seite gestanden sein. Alles Humbug, Märchen, Lügengeschichten, Legenden. So könnte eine Reaktion auf die Wunderärzte der Antike aussehen. Dabei wird aber vergessen: Antike Geschichten sind häufig eben keine Berichte, keine journalistischen Meisterstücke, sondern Sinngeschichten. Sie kleiden eine bestimmte Überzeugung, einen Glauben, eine Erfahrung in eine Erzählung. Das machen wir heute nicht anders. Oft genug, wenn wir mit der Familie oder Freunden am Tisch sitzen, tauschen wir ja nicht nur Informationen aus. Wir erzählen, was uns wichtig ist, was uns etwas bedeutet. Der Krach mit der Freundin, der Ärger auf der Arbeit, die überraschende Begegnung im Supermarkt. Da geht es immer auch um die Frage: Was macht mein Leben aus, was ist mir etwas wert, wie schätze ich mich und andere, was halte ich für sinnvoll. Bei Kosmas und Damian ist das ähnlich. Die Legende der beiden macht deutlich: Glaube ist konkret. Kosmas und Damian predigen nicht einfach, wie fasziniert sie von Gott sind. Sie machen vielmehr gesund. Sie heilen. Und verbinden das mit ihrem Glauben an Gott. Sie sagen ganz praktisch: Glaube heilt. Und: Gott ist wie ein Arzt, wie eine gute, wirksame Medizin. Gott ist da, wenn Menschen krank sind, am Körper - und an der Seele. Und die unglaubliche Transplantationsgeschichte fasst das in ein Bild. Es könnte heißen: Gott ist da, wenn jemand kein Bein mehr auf die Erde kriegt. Und er hilft auch immer wieder auf die Beine.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11560
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