SWR3 Gedanken

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Hallo Papst Benedikt, heute kommen Sie zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland. Ein Land, das Sie besonders gut kennen, weil Sie hier geboren sind. Sie haben hier studiert, sind Professor und Bischof gewesen, bevor Sie dann vor vielen Jahren nach Rom gegangen sind. Dort haben Sie weiter Karriere gemacht und sind heute Papst. Sie ganz alleine. Ein mächtiger Mann an der Spitze der katholischen Kirche, der heute weltweit 1,2 Milliarden Menschen angehören.
Sie werden bei Ihrem Besuch in Ihrer Heimat vielen Menschen begegnen, die Ihnen zujubeln werden. Viele junge Menschen sind dabei. Von vielen werden Sie gefeiert werden wie ein Popstar.
Aber Sie werden auch von vielen Menschen hören, die Ihnen gegenüber kritisch sind. Die sogar auf die Straße gehen, um gegen Sie und eine Kirche zu demonstrieren, die das Vertrauen der Menschen verloren hat.
Ich denke da an Johannes, ein ehemaliger Messdiener aus einer gut katholischen Familie. Mit Mitte vierzig ist er jetzt aus der Kirche ausgetreten. Und zwar nicht, weil er seinen Glauben verloren hat. Aber die katholische Kirche ist für ihn kein Zuhause mehr. Er hat sein Vertrauen verloren, weil ihm aufstößt wie scheinheilig Menschen in dieser Kirche mit den Missbrauchsfällen und überhaupt mit Themen, die den Menschen heute wichtig sind, umgehen. Er hat seine Kirche als ausgrenzend und nicht einladend erlebt. Als rückwärtsgewandt und an Reformen nicht interessiert. Als eine Kirche der Priester und Bischöfe und nicht als eine Kirche der Menschen, die miteinander im Gespräch sind. Seinen Glauben wird Johannes in Zukunft in der evangelischen Kirche leben.
Lieber Benedikt, die Menschen erwarten von Ihnen mutige, nicht nur kluge Worte. Und mutige Entscheidungen, damit auch in Ihrer Kirche Menschen wieder ein Zuhause für ihren Glauben finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11547
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