Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Eure Bibel ist aber auch nichts für Warmduscher" hat mir einmal ein kritischer Zeitgenosse gesagt. Und hat mir dann die Geschichte vom Propheten Elija und den 450 Priestern des Gottes Baal erzählt. Das Ganze spielt im 9. Jahrhundert vor Christus und ist im Alten Testament der Bibel nachzulesen, im 1. Buch der Könige. Der König von Israel hatte eine Frau, Isebel. Die hatte aus ihrem Heimatland ihre eigene Religion mitgebracht. Dazu gehörte auch der Gott Baal, der für das Wetter und den Regen zuständig war. Während einer großen Dürre, die  historisch nachgewiesen ist, lässt sie ihre Priester vor dem Altar des Gottes Baal beten und tanzen. Das ruft den Propheten Elija auf den Plan, dem das überhaupt nicht gefällt. Es gibt nur einen Gott in Israel, sagt er, und das ist nicht Baal. Auf dem Berg Karmel, an dessen Flanke heute die Stadt Haifa liegt, kommt es zum Konflikt.  Zwei Opferaltäre werden gebaut, erzählt die Bibel, einer für Jahwe, den Gott Israels, einer für Baal. Das Opfer für Baal bleibt unberührt, auf den anderen Altar fällt Feuer vom Himmel herab und verzehrt es. Damit ist klar: der eine Gott Israels hat das Gebet des Elia erhört, Elija hat gewonnen. Die fremde Religion hat sich als unwahr erwiesen. So weit, so gut. Aber was dann passiert ist ziemlich haarsträubend. Elija nutzt die Gunst der Stunde und lässt alle 450 Priester des Baal kurzerhand hinrichten, nach dem Motto: „Priester weg, Probleme weg". Und so etwas in der Bibel. Nackte Gewalt, die sogar von Gott noch gebilligt wird. Ist das die Botschaft? Wer weiter liest, stellt fest, dass dieser Ausraster für Elija nicht ohne Folgen bleibt. Die Königin schwört ihm blutige Rache, er muss fliehen und verfällt in tiefe Depression. Er will sogar sterben, weil er an sich selbst verzweifelt. Ja es stimmt, die Bibel ist nichts für Warmduscher, es geht manchmal ganz schön gewalttätig her. Aber die Botschaft ist klar: Gewalt erzeugt immer Gegengewalt und wer meint, im Namen Gottes töten zu dürfen, der ist auf dem Holzweg.

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