Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es soll ja mittlerweile Lehrer geben, deren größte Angst am Morgen nicht mehr der Gang in die pubertierende achte Klasse ist. Die größte Angst ist ein High-Tech Produkt, das in immer mehr Schulräumen die gute alte Schiefertafel ersetzt, das  White- oder Smartboard. Das Smartboard ist wie ein großer Computerbildschirm, auf dem Texte, Landkarten oder Rechenaufgaben abgebildet werden können. Man kann mit dem Finger oder einem digitalen Stift darauf schreiben. Die Oberfläche ist berührungsempfindlich. Und wenn man weiß, wie sie funktioniert, kann sie fast alles. High-Tech eben. Von der Technik überforderte Lehrerinnen und Lehrer würden sich am liebsten selbst abschaffen, würden damit aber einen ganz anderen Trend unterlaufen: den High-Touch. Den hat der Zukunftsforscher John Naisbitt in seinem Buch  „8 Megatrends, die unsere Welt verändern" bekannt gemacht. Eigentlich beschreibt er damit etwas ganz Selbstverständliches: Er bezieht sich auf den Umgang mit Menschen im Gegensatz zum Umgang mit Technik. Er möchte zeigen, dass die völlige Automatisierung weiter teile unserer Geschäfts- und Lebensabläufe früher oder später scheitern müssen. Es gibt, sagt Naisbitt,   keinen Ersatz für die "persönliche Note". Anstatt High Tech für Technik also High Touch, das englische Wort für Berührung. Dieses Wort hat ja im Deustchen zwei Bedeutungen: berühren mit der Hand  aber auch berühren, anrühren mit dem herzen. Das kann heißen, dass ich in der Schule auch etwas lerne und behalte, weil Lehrerin oder  Lehrer mich persönlich angerührt, damit innerlich erreicht und einen Lernprozess ausgelöst haben. Anderes Beispiel: kein Pflegeroboter könnte das persönliche Angebot des Pflegers oder der Pflegerin ersetzen, kein Fernseher die gemütliche Runde im Freundeskreis, kein frommer Brief den Besuch des Seelsorgers. Wenn in den biblischen Geschichten davon die Rede ist, dass Jesus Kranke heilt, hat das fast immer mit Berührungen zu tun. „High-Touch" im wahrsten Sinne des Wortes. Klar, Technik kann viel und ist ein Segen, der wahre Segen aber sollte immer der Mensch bleiben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11521
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