SWR3 Gedanken

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An diese Frau muss man bei uns erinnern, anders als in Tirol.
Notburga heißt sie - gelebt hat sie vor beinah siebenhundert Jahren,
geboren als Tochter eines Hutmachers in Rattenberg im Inntal.
Sie war Dienstmagd auf dem Schloss der Grafen von Tirol.
Scheint, dass sie eine tüchtige war. So erklärt sich vielleicht auch, dass sie die Armen der Umgebung immer mitversorgte aus dem Reichtum des Schlosses.
Mit Zustimmung des Grafen Heinrich des ersten und der Gräfin.
Problematisch wurde das, als Nachfolger Heinrich zwei verbietet, seine Vorräte mit anderen zu teilen. Notburga legt daraufhin private Fastentage ein, und was sie sich so vom Munde abspart, trägt sie in die Häuser der Armen. Eines Tages wird sie dabei erwischt. Was sie da im Korb und im Krug hat? Holzspäne und Waschlauge, behauptet sie - und als der Graf nachschaut, findet er tatsächlich Lauge im Krug und Späne im Korb. Trotzdem ist sie bald rausgeflogen. Musste als Magd bei einem Bauern arbeiten. Mit dem hat sie vereinbart, dass sie mitten in der Arbeit
eine Pause machen darf, wenn abends die Glocken läuten - zum Beten.
Auch das wird ihr verboten, als es gerade mal eilig ist mit der Ernte. Notburga ist beim Heumachen auf dem Feld - und hängt ihre Sichel demonstrativ an einem Sonnenstrahl auf, um die Hände frei zu haben und zu beten. Solche Geschichten gibt es von vielen Heiligen. Wichtiger vielleicht, dass sie auch politisch was erreicht hat.
Sie hat es geschafft, dass Heinrich der zweite dann doch eine Art Tafel stiftet - Versorgung für fünfhundert Arme ... Jedenfalls hat das Volk Notburga schon bald als Heilige verehrt. Gott wendet sich liebevoll den Armen zu: das hatten an ihr alle gesehen - einfach an der Art, wie sie für andere da gewesen war. Dass eine einfache Frau heiliggesprochen wird, ist trotzdem außergewöhnlich. Da war ja kein Orden und keine adlige Familie dahinter - offensichtlich hat die Kirche einfach mal gehört auf das Gottesvolk...  

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