SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Seltsam: Viele wissen noch ganz genau, wo sie am 11. September 2001 waren,
was sie gemacht haben an diesem Dienstag vor zehn Jahren.
Mein Computer war online, online war damals schon meine Haupt-Arbeit,
und irgendwann mittags gab es die erste Eilmeldung bei spiegel.de.
Flugzeug abgestürzt in einen Turm des World Trade Center in New York.
Die Geschichte ist bekannt - in den letzten Wochen sind die schrecklichen Bilder ja immer wieder gezeigt worden, so auf den Jahrestag hin. Bilder von weit weg - immer noch. Keine Antwort auf die Frage, warum so viele noch heute genau wissen,
wie und wo sie diesen Tag verbracht haben. Wo sie vor dem Fernseher saßen, welchen Sender sie eingeschaltet hatten. Könnten Sie etwa sagen, was Sie am achten September getan haben? Na gut, bestimmte Ereignisse in der eigenen Lebensgeschichte bleiben einem natürlich gut in der Erinnerung. Hochzeiten (nicht nur die eigene), Einschulung der Kinder vielleicht... Aber da sind wir dabei gewesen.
Am Ground Zero waren die wir Augenzeugen nur von ferne. Noch weiter weg der Angriff aufs Pentagon und der Absturz von United Airlines 93 in Pennsylvania.
Ganz fern - und doch verbunden mit Bildern aus der Nähe, aus der ganz kleinen eigenen Geschichte:  Arbeit im Büro, abends zu Hause, begleitet von den immer gleichen Bildern und von den ratlosen Kommentaren der FernsehKollegen.
Diese Terror-Angriffe haben die ganze Welt verändert, auf einen Schlag.
Dahin das Gefühl, in einer sicheren Welt zu leben, so berechenbar.
Unsicherheit - egal, wo jemand damals war.  Auch dadurch bleibt das Ferne eng verbunden mit Szenen aus der Nähe. Die Herausforderung bleibt - die Erwartung
an die Religionen und an die Politik, alles zu tun für den Frieden. Gut, wenn sie auch heute noch nah an uns dran bleiben: die fast dreitausend Toten von damals,
die Retter, die das eigene Leben aufs Spiel gesetzt haben. Und gut, uns freuen zu können mit den Menschen, die dem Inferno damals noch entkommen sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11501
weiterlesen...