SWR2 Wort zum Tag

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Wünschen Sie einen Jungen oder ein Mädchen? Es klingt nach einem ziemlich unmoralischen Angebot, was ein Kölner Biotech-Unternehmen werdenden Eltern da unterbreitet. So verstand es zumindest auch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik und forderte rasch ein Verbot: Für einen Bluttest nämlich, der bereits in der achten Schwangerschaftswoche Eltern Auskunft geben soll, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen erwarten - innerhalb der gesetzlichen Frist also für einen Schwangerschaftsabbruch. Solch ein Angebot lässt sich damit grausam missbrauchen –für eine vorgeburtliche Geschlechtsauswahl. Und wird ein solcher Test nicht in Ländern wie China oder Indien auf rege Nachfrage stoßen? Dort, wo heute schon weibliche Embryos, Mädchen gezielt abgetrieben werden.
Ich kenne keine Eltern, für die Junge oder Mädchen nicht gleich erwünscht waren – denke ich beruhigt. Aber wie ist das mit den Wünschen an Kinder überhaupt?
Ein Kind ist ein Geschenk, ja natürlich. Aber meine Wünsche habe ich doch: Gesund soll es sein, das Kind, selbstverständlich. Auch hübsch anzuschauen, denn schöne Menschen finden leichter Freunde, sind erfolgreicher im Beruf - unzählige Studien haben es bewiesen. Behaupten sollen sie sich können, die Kinder in dieser Welt des Wettbewerbs. Ehrgeizig sein, selbstredend jedoch auch sozial eingestellt. Enkel wünsche ich mir von ihnen, ich hatte so wenig Zeit und Muße für die eigenen Kinder.
Die Wünsche für mein Kind und die Wünsche an mein Kind – sie lassen sich schwer unterscheiden. Aber früh geht es los mit der Rebellion der Kinder gegen die Wünsche der Eltern. Diese Wünsche – ein immerwährender innerfamiliärer Krisenherd. Die Kinder werden nicht so, wie ich es mir wünsche – das ist doch die Grunderfahrung vieler Mütter und Väter.
Kinder sind ein Geschenk Gottes, das sagen wir, wenn unser Wunsch nach einem Kind in Erfüllung gegangen ist. Das feiern wir auch, wenn wir sie taufen.
Sie sind uns geschenkt, aber nicht unser Eigentum. Wem gehörst Du? So hat man früher im Dorf gefragt und meinte natürlich, zu welcher Familie. Kinder gehören zu ihrer Familie, sind ihren Eltern anvertraut.
Kinder bleiben jedoch auch Gotteskinder. Dieses sich immer wieder zu erinnern, schafft ein wichtiges Korrektiv: Wir dürfen Kinder nicht mit unseren Wünschen ersticken, auch wenn sie natürlich gut gemeint sind. Kinder bleiben unseren Wünschen entzogen, als Gotteskinder gehören sie sich selbst. Das entlastet aber auch: Was - wie es so schön heißt - aus den Kindern wird, liegt nicht allein in unserer Hand. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1149
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