SWR3 Gedanken

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„Bin ich Jesus? Mach doch dein Maul auf!" Mein Bekannter - nie verlegen um offene Worte - half mir endlich den Einkaufskorb in den Wagen zu heben. War für mich fast unmöglich nach meiner Operation. Sollte ich eigentlich auch nicht.
„Mach doch dein Maul auf!" ja, schon gut... mach ich aber nicht so gerne, mir helfen lassen. Wer will das schon? Hätte er mir gleich geholfen - so jesusmäßig gleich gewusst, was ich brauche, hätte ich es angenommen. So musste ich erst ein wenig vor mich hin stöhnen und prusten, bis er mir den Korb endlich abgenommen hat und dann muss ich mich noch anpflaumen lassen.
Jesus hat den blinden Bartimäus zwar nicht angepflaumt, aber sein Maul aufmachen musste der auch.
Die Geschichte geht so: Bartimäus sitzt als Blinder am Stadttor von Jericho und bettelt. Jesus kommt vorbei. Bartimäus hat das durch die Gespräche mitbekommen und deshalb brüllt er also „Jesus, erbarme dich meiner" Allen drumrum ist das etwas peinlich, bis Jesus Bartimäus zu sich ruft und dann... muss Bartimäus sein Maul aufmachen und sagen, dass er behindert ist und was er von Jesus will! Nämlich: „Das ich wieder sehen kann." Jesus erfüllt ihm den Wunsch.
Die Heilungskräfte von Jesus sind zwar unübertroffen, aber seine hellseherischen Fähigkeiten offensichtlich unterbelichtet. Jesus hat sich erstmal sagen lassen, was Bartimäus wollte, obwohl ich mir vorstelle, dass er gleich gesehen hat, dass er blind war.
Damit einem andere helfen, muss man auch klar und deutlich sagen, was einem fehlt und was man will. Wenn man auf Hilfe angewiesen ist, ist das unangenehm, aber die Geschichte von Jesus und Bartimäus zeigt mir: Es klappt, wenn man sein Maul aufmacht. 

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