SWR3 Gedanken

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Ich kenne keine Soldaten mehr. Sie sind aus meinem Umfeld verschwunden. Find ich schade. Dabei gab es früher in meiner Heimatstadt Bad Mergentheim mal eine Kaserne und natürlich gab es Soldaten, die in unserer Nachbarschaft wohnten. Heute gibt es nicht mal mehr Wehrdienstleistende! Die Bundeswehr und damit die Soldaten wurden irgendwie in eine Schublade gesteckt, wo ich sie heute nicht mehr sehe, außer in den Nachrichten. Dabei gab es doch mal den Bürger in Uniform. Das Prinzip, dass Militär und Gesellschaft verzahnt sind.
Viele Soldaten sind heute verunsichert. Das war früher auch schon so. Ein Soldat hat einmal Martin Luther geschrieben und ihn gefragt, ob er denn mit seinem Beruf eigentlich noch Christ sein kann.
Luther hat damals in etwa Folgendes geantwortet. Ja, es stimmt, dass Gott keinen Krieg will, aber das Ziel ist vorerst noch nicht erreicht. Bis dahin gibt es leider weiterhin Gewalt und Krieg. Und deshalb braucht es auch weiterhin Soldaten. Und besser es sind Soldaten, die ein Gewissen haben und sich christlich verhalten wollen, als solche ohne innere Gewissensbindung. Soldaten können trotzdem Christen bleiben, auch wenn ihr Beruf sie immer wieder vor große Gewissensnöte stellt.
Wer heute den Beruf des Soldaten ergreift, wird vor ähnlichen Fragen stehen, die sein Gewissen und sein Christsein auf die Probe stellen. Sie müssten doch eigentlich Experten darin sein. Wer von uns Normalos steht vor solch schwierigen Entscheidungen, wie die Soldaten in Kunduz zum Beispiel.
Schade also, dass ich keine Soldaten mehr kenne. Ihre Ansichten, glaube ich, zum Thema Gewissen wird gebraucht in unserer Gesellschaft, auch wenn ich nicht immer der gleichen Meinung bin wie sie.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11444
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