Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Mit einem scheppernden Geräusch schlägt die Schale auf dem Fußboden auf. Sie zerspringt in 1000 Scherben. Die schöne Schüssel von Oma. Jetzt ist sie ein Scherbenhaufen.
Wie viel Scherben haben wir schon produziert. Glasscherben. Porzellanscherben. Und auch Beziehungsscherben. Unwiederbringlich kaputt und nicht mehr zu kitten.

Was das sind- Beziehungsscherben, das haben schon die Jünger von Jesus gewusst.
Da ist zum Beispiel Petrus. Als Jesus gefangen genommen wird, da verrät er ihn. Will ihn nicht gekannt haben. Oder Judas. Der verkauft Jesus. Für 30 Silberstücke. Und die anderen? Sie hauen ab, als Jesus verhaftet wird.

Und Jesus? Obwohl er das vorher schon ahnt und weiß, lädt er seine Jünger ein.
Er will mit ihnen das Passah feiern. Das ist sein Abschiedsmahl - und doch viel mehr als das.

Einer verrät ihn. Einer verkauft ihn. Die anderen hauen ab. So viele Beziehungsscherben. Eigentlich hätte Jesus allen Grund, seinen Jüngern die Freundschaft aufzukündigen.
Doch Jesus handelt völlig anders. Er setzt sich mit seinen Freunden an einen Tisch, isst und trinkt mit ihnen. Bleibt bei ihnen. Trotz allem.

Was für eine einzigartige Gemeinschaft ist das nur? Jesus scheint nicht zu fragen: was bringen mir solche Freunde? Er nimmt seine Jünger, wie sie sind, erträgt ihre Schwäche. Trägt ihre Schwäche. Schenkt ihnen Gemeinschaft, ja verschenkt sich selbst. - Uns fällt das viel schwerer.

Ich frage mich: Warum hat Jesus seinen Jüngern so ruhig und freundlich begegnen können? Ich kann mir das nur so vorstellen: Jesus muss gewusst, ja gespürt haben: Gott wird diesen Scherbenhaufen wieder zusammenbringen. Auf einer anderen Ebene. Und Gott wird dafür sorgen, dass keiner von uns daran zerbricht, auch ich nicht.
Das ist die Basis: Jesus bietet seinen Jüngern Gemeinschaft an. Auch uns heute.
Im Gottesdienst. Bei Brot und Wein. Im Abendmahl.

Vielleicht gehen Sie heute ja auch in einen Gottesdienst. Und feiern Abendmahl. Teilen Brot und Wein. Lassen sich hinein nehmen in diese besondere Gemeinschaft, die von Jesus ausgeht. Vielleicht erleben Sie dann: Die Gemeinschaft, die Jesus stiftet, die trägt alles. Erträgt alles. Und schenkt so einen neuen Anfang. Wir können unsere Beziehungsscherben loslassen. Staunen, was da so entsteht. Neu beginnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11423
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