SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

03SEP2011
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Dass in Kirchen ein Kreuz hängt ist üblich. Aber in der Lingenfelder Kirche bei Speyer sind es gleich ein paar dutzend Kreuze, kleine Holzkreuze. Auf jedem steht der Name eines Verstorbenen. In Lingenfeld endet die Trauer nicht mit der Beerdigung auf dem Friedhof. Die Kreuze sollen zeigen, dass es weitergeht, dass die Trauer bleibt, dass der Tote immer noch unter uns ist. Dass er nicht einfach auf dem Friedhof verschwindet, sondern immer noch in der Gemeinde Platz hat. Nach einer Beerdigung wird ein kleines Holzkreuz mit dem Namen des Toten aufgehängt. So bleibt der Verstorbene im Bewusstsein der Gemeinde. Und dann: Wenn ein Jahr vorbei ist, dann hängt jemand das Kreuz ab und besucht den Trauernden damit. Nimmt sich Zeit, spricht mit ihm noch einmal über den Toten, erzählt Geschichten, hört zu. Dann wird vielleicht gemeinsam das Fotoalbum ausgepackt und sich erinnert. Es wird gemeinsam gelacht oder auch geweint. Ich finde die Idee richtig gut. Der Trauer auch symbolisch Zeit und Raum geben. Ihr in der Kirche eine eigene Wand widmen. So wird die Trauer nicht weggepackt, sondern sie wird ernst genommen - ein ganzes Jahr lang und sicher auch darüber hinaus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11387
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