SWR3 Gedanken

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Sagen sie, haben Sie als Kind auch ein Poesiealbum gehabt? Freundinnen, Lehrer und Verwandte - alle, die man kannte und gerne mochte, sollten sich mit einem klugen Spruch in diesem Buch verewigen. Jetzt ist mir mein Poesiealbum beim Aufräumen wieder in die Hand gefallen. Mit diesem Satz: „Ob steil der Pfad, ob schwer die Pflicht, sagen nie: Das kann ich nicht!" Was ich als Jugendliche dazu dachte, weiß ich heut nicht mehr. Aber ich denke heute: Wie wichtig ist das doch. Im richtigen Moment jemanden an der Seite zu haben, der einem Mut macht und sagt: "Hey, gib nicht auf, du schaffst das schon, Du kannst das!" Allerdings hilft so ein Satz nur, wenn da kein erhobener Zeigefinger dabei ist. All die klugen Sprüche und Ratschläge helfen einem gar nichts, wenn man an seine Grenzen kommt. Wenn gar nichts mehr geht, bei burnout und Seelenkrise, da hilft nur ein Mensch, der einfach da ist. Wie Jesus damals mit seinen Freunden - mit dem ich reden kann, der mir zuhört, wenn ich mal alles loswerden muss. Der zu mir sagt: „Komm zu mir, wenn du müde und angestrengt bist. Komm zu mir, wenn du keine Kraft mehr hast. Komm zu mir, wenn du nicht mehr weiterweißt. Ich helf dir beim Tragen und Aushalten. Und zwar so gut ich es kann!" Ein Freund kann das. Oder jemand, der das richtig gut gelernt hat, ein Profi. Oder eben Gott, bei dem kann man alles in die Hände legen und einfach alles mal aussprechen -so wie es eben gerade kommt. Sicher ist dann nicht auf einmal wieder alles gut, aber das Wissen, dass jemand tragen hilft, macht den steilen Weg ein bisschen weniger heftig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11344
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