SWR3 Gedanken

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Der Trainer eines Fußballvereins in der Tübinger Bezirksliga schmeißt den Bettel hin. Das ist weiß Gott nichts Ungewöhnliches, ungewöhnlich ist aber der Grund dafür. Er hat die Nase voll davon gehabt, dass ihm andere höherklassige, reichere Vereine fast jeden seiner Kicker abwerben wollten. Dieser Fußballtrainer weiß wahrscheinlich nicht, dass er in seinem Groll eine der ältesten Lebensregeln der Menschheit bestätigt hat, die da heißt: „Du sollst nicht begehren deines nächsten Hab' und Gut." Das 10. der 10 Gebote! Natürlich ist ein Fußballer nicht der Besitz eines Vereins, aber wenn es um junge Talente geht, die seit ihrer Kindheit in kleinen Vereinen gefördert werden, dann sind diese schon ein kostbares Gut. Ein kostbares Gut, das mit viel Idealismus und Herzblut von Ehrenamtlichen gefördert wurde, aber dann mit legalen Mitteln abgeworben, sprich geraubt wird.
Das macht die Arbeit kleiner Vereine nicht selten kaputt. Und genau darum geht es im 10. Gebot: um den Schutz der Kleineren, der Schwächeren. Als das Gebot entstanden ist, vor rund 3000 Jahren in Israel, ging es darum das Eigentum und die Privatsphäre der kleinen Leute zu schützen. Ein Diebstahl zur Zeit der Entstehung der 10 Gebote wurde hart bestraft. Wurde zum Beispiel ein Rind gestohlen, musste der Dieb 5 gleichwertige dafür zurückgeben. Auf unser Fußballbeispiel vom Anfang übertragen, wäre der Trainer sicher nicht zurückgetreten. Denn für jeden abgeworbenen Spieler hätte er 5 gleichwertige andere bekommen.
Ja, ich weiß, Äpfel und Birnen, man kann das nicht direkt vergleichen. Aber die Haltung, die dahinter steht, schon. Zu Zeiten der 10 Gebote  wurden die Schwachen geschützt. Heute werden die Starken stärker gemacht. Und das nennt man dann das ganz normale Business, oder freie Marktwirtschaft...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11299
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