SWR3 Gedanken

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„Zur Salzsäule erstarrt", ein Bild aus der Bibel, das als Sprichwort in unsere Alltagssprache eingegangen ist. Es steht für total erschreckt und handlungsunfähig sein. Die Geschichte von der Salzsäule ist eine furchtbar brutale Geschichte aus dem Alten Testament der Bibel. Lot, ein aufrechter Mann, lebte in Sodom, einer Stadt die wegen ihres Lotterlebens dem Untergang geweiht war. Zwei Engel fordern ihn und seine Familie auf die Stadt zu verlassen. Es dürfe aber keiner zurück schauen. Er tut wie ihm geraten, Sodom geht in Feuer und Schwefel unter. Lot und seine Familie sind gerettet, nur seine Frau nicht, denn sie dreht sich um, schaut auf die sterbende Stadt und - erstarrt zur Salzsäule. Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil sie, so weit weg sie auch ist, überraschend alltagsfähig ist. Zum Beispiel, wenn ich mich frage, warum sich Lots Frau umgedreht hat. Als Kind habe ich das immer als Strafe gesehen. Für Neugier oder Sensationslust. Heute sehe ich andere Erklärungsmöglichkeiten. Zum Beispiel, dass es immer zwei Möglichkeiten gibt auf Trennungen, Schicksalsschläge oder Katastrophen zu reagieren: Zurück schauen und nach vorn schauen. Zurückschauen ist wichtig, um zu lernen, um Dinge zu verarbeiten. Mann kann sich aber auch festbeißen an der Vergangenheit. Nicht mehr fähig sein sich von den Schrecknissen zu lösen und eben zur Salzsäule erstarren, handlungsunfähig und leblos werden. Man kann aber auch nach vorn schauen, nur nach vorn schauen, aus Angst oder Verdrängung. Dann ist man zwar äußerlich weg von der schrecklichen Erfahrung, aber innerlich nicht frei davon. Und man kann schließlich auch nach vorn schauen, wenn man genügend zurück geschaut hat. Wenn die früheren Schrecken oder Verletzungen angeschaut und verarbeitet wurden. Dann, aber erst dann kann man richtig nach vorn schauen und ist frei, wirklich frei.

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