SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Grenzen haben Übergänge. Auch bei offenen Grenzen führen die Straßen an alten Zollhäuschen vorbei. Und gleich nach dem Übergang zeigen neue Verkehrsschilder, dass man in einem anderen Land angekommen ist.
Von Übergängen ist das ganze Leben bestimmt. Manche Übergänge werden von Freude und Hoffnung begleitet. Andere sind mühsam und schmerzhaft. Ich denke an eine ältere Frau im Altersheim. Ihr Mann ist vor Jahren schon gestorben. Manchmal erzählt sie von ihm. Sie erinnert sich, wie sie sich kennen gelernt, sich lieb gewonnen haben und wie sie dann glücklich waren über den Übergang in ein gemeinsames Leben. Manchmal spricht sie auch von ihrer Kindheit in schwerer Zeit und davon, wie sie später das Elternhaus verlassen und den Übergang in Ausbildung und Beruf erlebt hat. Auch von ihren Kindern berichtet sie gerne. Nach der Geburt des ersten Kindes hat sie ihren Beruf aufgegeben. Der Übergang in das Leben ganz zu Hause ist ihr nicht leicht gefallen. Aber es war zu ihrer Zeit das Übliche. Und durch die Kinder hat sie viel Glück erlebt. Der Tod ihres Mannes und der Übergang in das Leben als Witwe hat sie nur schwer verkraftet. Und bitter war es auch, als sie merkte, dass sie nicht mehr für sich selbst sorgen konnte und der Übergang in das Altersheim notwendig wurde. Sie musste lernen, die durch das Alter bedingten Grenzen zu akzeptieren, hat aber dann gemerkt, dass es auch jetzt noch viel Gutes in ihrem Leben gibt. - Es ist so: Übergänge bestimmen das Leben, auch mein Leben.
Aber nun gibt es einen unvergleichlichen Übergang, der hilft, die Übergänge im Leben mit ihrem Glück und ihrem Schmerz neu zu verstehen und anders zu erleben: Gottes Kommen in unsere Wirklichkeit, sein Übergang in unser Leben, das er mit uns geteilt hat. Dort hat er wie wir Freude und Schmerz erfahren. Dort hat er mit uns gelitten und ist für uns gestorben. Jetzt kann ich glauben, dass er auch zu mir gekommen ist und alle meine Übergänge, die schweren und die schönen, begleitet. In keiner Lebensphase bin ich allein gelassen. Dass ich mich darauf verlassen kann, erfahre ich durch Riten, die mir nahe bringen, was durch Gottes Grenzüberschreitung für mich geschehen ist: durch die Taufe, die mich mit Jesus Christus und seiner Geschichte verbindet, durch das Abendmahl, das Wegzehrung ist auf meinem Weg, und durch Gottesdienste, die mir an Übergängen in meinem Leben zum Vertrauen helfen. Sie machen mich dankbar für das Gute, das ich erlebe, und trösten mich in schmerzhaften Übergängen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11268
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