SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ich habe den Urlaub noch vor mir. Andere sind schon wieder zurück. Wer sich auf den Weg in den Urlaub mache, macht sich auf die Suche. Auf die Suche nach Entspannung. Auf die Suche nach einer Unterbrechung der Alltagspflichten. Manche Menschen suchen vielleicht auch nach etwas Abenteuer. Sehnen sich nach Abwechslung im Einerlei der Abfolge der Tage.
Interessant finde ich, mit welcher Erkenntnis sich ein Tourismusforscher sich unserer Urlaubsritualen angenommen hat. Wie er unserer Reisesehnsucht einen tieferen Sinn abgewinnt. Im Alltag, so sagt er, könnten wir vieles nicht verwirklichen, was wir uns für unser Leben wünschen. Der Urlaub ist darum eine Möglichkeit, manche dieser Einschränkungen außer Kraft zu setzen. Zu tun, wofür sonst wenig Spielraum bleibt. Ausschlafen. Lesen, Wandern. Für manche auch: Bilanzieren. Und Planen. Es ist gewissermaßen ein Ausstieg auf Zeit. Unsere Urlaubsreisen seien, so führt dieser Wissenschaftler weiter aus, eine Art des modernen Pilgerns. Denn das eigentliche Urlaubsziel sei das der Verwandlung. Weil die Sehnsucht nach Verwandlung unser ganzes Lebens bestimmt. Auch wenn sie häufig nur im Urlaub zu ihrem Recht kommt.
Das ganze Leben - eine Abfolge von Verwandlungen. Neue Lebendigkeit aus tot geglaubten Beziehungen. Leben in neu gewonnener Qualität nach einer schweren Krise. Nach überstandener Krankheit. Und hinter allem steht doch die Hoffnung auf eine die neue, eine große und endgültige Verwandlung. Dann, wenn die Möglichkeiten der unzähligen kleinen Verwandlungen des Lebens an ihre Grenze kommen oder ausbleiben.
Ich bin sicher: Kein Leben ist ohne die Erfahrung solcher kleiner Verwandlungen zum Guten. Auch wenn diese Verwandlungen häufig vorläufig und allemal anfällig und brüchig bleiben; Die letzte Verwandlung ist eine Verwandlung von bleibender, von endgültiger Qualität. Ganz am Ende der Bibel, in der Offenbarung des Johannes lesen wir. „Der Tod wird nicht mehr sein. Noch Schmerz, noch Leid, noch Geschrei wird mehr sein. Denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: „.Siehe, ich mache alles neu!"
Neu werden, verwandelt werden - mitten im Alten. Und sei's nur ein kleines Stück. Ein Grund mehr, sich auf den Urlaub zu freuen. Oder auch die kleinen Verwandlungen mitten im Auf und Ab unserer Tage zu entdecken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11266
weiterlesen...