SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich liebe Flughäfen und große Bahnhöfe. Großartig, wie auf so engem Raum quasi die ganze Welt Zuhause ist!
Wenn ich eine Sprache höre, die besonders exotisch klingt, bleibe ich stehen. Ich schaue den Menschen zu wie sie reden und gestikulieren. Oft habe ich keine Ahnung, worum es jeweils geht. Nur wenn ich ein paar Brocken verstehe, kann ich mir ein Bild von der Situation machen.
Mich faszinieren Sprachen. Wie verschieden Sachverhalte klingen können je nach Sprache und Kultur. Dabei ist diese Sprachenvielfalt biblisch gesehen so eine Art gelbe Karte für die Menschheit. Gleich in den ersten Kapiteln der Bibel wird erzählt wie die Menschen - noch als einheitliche Sprachgemeinschaft - auf die Idee kamen einen Turm bis in den Himmel zu bauen, um sich selbst ein Denkmal zu setzen.
Größenwahnsinnig, fand Gott und sorgte für den totalen Baustopp indem er ganz schlicht die Menschen plötzlich lauter verschiedene Sprachen sprechen ließ. Nichts lief mehr, weil jeder seine Sprache für die einzig richtige hielt.
Die Sprache der anderen nicht verstehen wollen - das lähmt bis heute nicht zuletzt Bahnhofsprojekte. Wenn wir aber als Gesellschaft etwas gemeinsam in Angriff nehmen wollen, müssen wir die Sprache der anderen verstehen lernen, wie sie denken, was ihnen wichtig ist. Wenn ich sehe, dass meine Art zu denken, zu sprechen, zu glauben und zu leben eben nur eine Weise unter vielen anderen ist, dann relativiert sich mein eigener Größenwahnsinn ganz nebenbei.
Mir gefällt die Geschichte vom Turmbau und der Sprachenverwirrung, weil sie mich nötigt, anderen Respekt entgegen zu bringen. Schön, wenn das auch und gerade auf Großbaustellen wie in Stuttgart gelänge.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11224
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