Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll!" Ein Klassenkamerad sagte das früher immer, wenn wir einen Aufsatz schreiben sollten. Dann saß der die erste Stunde vor dem leeren Blatt und war verzweifelt.
Und wenn unser alter Deutschlehrer seine Runden drehte und jedes Mal die Stirn runzelte beim Blick über die Schulter, dann wurde das immer schlimmer. „Ich weiß aber nicht, wie ich anfangen soll!" Der erste Satz ist der schwerste. Wenn der erst mal gefunden ist, dann läufts wie von allein. Fast.
Wie oft sitzen wir vor einer Leere und starren ein Problem an und wissen nicht, wie anpacken.
Wie oft warten wir darauf, das einer anfängt, was zu sagen und das Schweigen zu brechen.
Wie erlösend kann es sein, wenn endlich einer den Mund aufmacht. Erlösende erste Worte und Sätze und Zeilen sind das.
„Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!" heißt es in der alten Gottesdienstliturgie. Erste Worte, erste Sätze sind wie Türöffner, wie Einstiegsluken.
Oder sie sind das Gegenteil. Sie machen entweder ganz weit auf und bringen den Aufsatz in Schwung, oder sie laden aus, schicken weg, lehnen ab, machen zu.
Wie wir uns heute Morgen begegnen im Bad, im Flur, am Küchentisch, welche erste Sätze und Bemerkungen da fallen, so fällt der ganze Tag nachher aus.
Eröffnung oder Ende vorm Anfang. Der erste Satz für den Aufsatz, die zündende Idee, das viel versprechende Thema, Spannend und geheimnisvoll, offen und zugewandt, So soll es sein, wenn wir anfangen heute, unser Leben aufzusetzen.
Und dabei kann uns Mut machen, wie Gott da vorgeht. Er hat nämlich sein erstes Wort über uns schon gesprochen. Und das heißt JA!
Ja ich will Dich! Ja Du sollst leben und da sein und kein unbeschriebenes Blatt bleiben.
Gott sagt JA und jetzt kann es weitergehen. Ich weiß jetzt, wie ich anfangen soll.

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