Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Und wenn dem Chirurgen die Hand zittert? fragt sich unruhig der Patient. Die geplante Operation an der Wirbelsäule ist gefährlich. Aber er hat keine Wahl. Ohne diese Operation droht eine Lähmung. Nun hängt alles an der Kunst des Chirurgen. Jetzt muss der Patient vertrauen: dem Operations-Team... und seinem Leben. Und er muss den Plänen vertrauen, die Gott mit ihm vorhat. Vertrauen - das üben wir täglich, ohne es zu bemerken: Dass die Bremsen am Auto funktionieren oder die Ampeln sinnvoll geschaltet sind, zum Beispiel. Dass wir unser Wasser unbesorgt trinken können und immer genug Strom aus der Steckdose kommt. Solange alles gut funktioniert, und so lange ich etwas dafür tun kann, dass alles klappt, solange ist vertrauen auch nicht schwierig. Aber es gibt eine andere Weise von Vertrauen, die ist richtig schwer: Vertrauen mitten in Krankheit oder in Gefahr, mitten in einer Lebenskatastrophe. Wenn alles so ganz anders ist, als ich mir das wünsche. Wenn eben nicht alles klappt. Wie kann ich dann vertrauen, dass das irgendwie einen Sinn ergibt und weitergeht und dass es trotzdem eine Zukunft für mich gibt? Dann ist Vertrauen mühsam und schwer. In der Bibel gibt es eine Erzählung, die genau davon spricht - und zeigt, wie es gehen könnte. Die Jünger von Jesus sitzen bei schwerer See im Boot. Jesus ist nicht bei ihnen. Sie haben Angst. Aber dann - wie durch ein Wunder - ist Jesus auf einmal doch da, sie sehen ihn irgendwie in ihrer Nähe - auf dem See. Er beruhigt sie. Alles ist gut! Doch einem mit Namen Petrus reicht diese Ruhe nicht. Er fordert das Schicksal heraus. Er will wissen, was das jetzt bedeutet. Über das Wasser will er auf Jesus zugehen. „Komm!" sagt Jesus. Petrus vertraut. Und das Wasser trägt ihn. Dieser unsichere Grund trägt ihn, solange er vertraut, dass Jesus ihm Halt gibt. Aber dann - ertrinkt er beinahe doch. Als er nämlich aufhört zu vertrauen. Petrus fängt an zu grübeln. Nach Menschenermessen ist er doch total in Gefahr? Vielleicht war es doch keine gute Idee, auf Jesus zu vertrauen?....und geht unter, weil er sich selbst nicht mehr glaubt. Doch Jesus rettet ihn mit beherztem Griff. Und Petrus lernt: Gottvertrauen braucht manchmal ziemlich viel Mut. Denn es bedeutet, daran zu glauben, dass auch ein schwankender Untergrund tragen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11191
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