SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein Abendgebet der fünfjährigen Ingrid: „Lieber Gott, heut’ war es gar nicht schön. Der Moritz hat mich gehaut. Dann habe ich ihn auch gehaut. Schlaf’ gut, lieber Gott.“
Ist das nicht herrlich wie knapp und klar Kinder sein können. Mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihre Probleme beschreiben und sie dem lieben Gott quasi auf den Bettvorleger legen. Das ist nicht nur amüsant, das ist auch sehr gesund für Kinder, wenn sie beten können. Und neben ihren Eltern noch einen Adressaten haben, an den sie sich mit ihren Freuden, ihren Problemen und ihren Ängsten wenden können. Denn Kinder sind religiöse Naturbegabungen. Sind religiös von innen heraus. Als kleine Philosophen fragen sie den Erwachsenen Löcher in den Bauch:
„Warum kommt man auf die Welt, wenn man eh wieder sterben muss?“ Oder: „Wer macht die Tage und wann sind sie alle?“ Oder: „Wenn Gott alles weiß, warum sagt er uns dann nicht alles?“
Eltern wollen ihren Kindern die besten Voraussetzungen für’s Leben schaffen. Natürlich schulisch, musikalisch, sportlich und sozial. Aber Religion wird dabei nicht selten ausgeblendet. Weil die Eltern schlechte Erfahrungen mit Religion oder ihren Vertretern gemacht haben. Weil sie von ihrem Elternhaus oder ihrer eigenen Einstellung her nichts mit Religion anfangen können oder wollen.
Wenn sie aber die Religion bei der Erziehung ihrer Kinder ausblenden, dann lassen sie ihre Kinder bei den wesentlichsten Fragen des Lebens allein. Dann enthalten sie ihnen eine der, wenn nicht die wichtigste Dimension des Lebens vor.
Der Religionspädagoge Albert Biesinger fordert deshalb die Eltern auf, ihre „Kinder nicht um Gott zu betrügen“. Klingt ein bisschen moralisch, meint er aber nicht so. Weil ihm am Wohl, am Seelenheil der Kinder gelegen ist. Und fragt die Eltern, die ja Vorbilder für ihre Kinder sind, zu Recht: „Woran glaubt, wer nicht glaubt?“!.


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