SWR2 Wort zum Tag

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Haben Sie schon mal einen Bufdi getroffen? Nein? Ich auch nicht. Schade eigentlich! Aber Bufdis, so die noch etwas gewöhnungsbedürftige Abkürzung für Freiwillige im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes, sind leider noch sehr selten. Können wir etwas dafür tun, dass sich das ändert?
Die Idee, dass Bufdis die Zivis ersetzen können, geht bisher nicht auf. In vielen sozialen Einrichtungen tun sich schmerzliche Lücken auf: kein Morgenspaziergang mehr mit den Senioren in der Tagespflege, keine Vorleserunde in der Kita...
Ich denke: Das kann nicht im Sinne der Erfinder sein. Die neue Regelung setzt auf Freiwilligkeit. Aber die ist offensichtlich noch nicht im erhofften Maße vorhanden. Kann ich dazu beitragen, dass sich das ändert? Auch wenn ich selbst gerade nicht in der Lage bin, einen solchen Dienst - der ja nicht nur für junge Leute gedacht ist - zu leisten? Ich glaube: Ja!
Es kommt nämlich sehr darauf an, welches Bild von einem freiwilligen Dienst in unserer Gesellschaft vorherrscht. Zum Menschenbild des Christentums - und übrigens auch der meisten anderen Religionen - gehört es grundlegend dazu, dass wir uns für andere, gerade auch Schwächere, einsetzen. Gut und gerne, so habe ich es erlebt, helfe ich aber nicht dann, wenn mir dieser Grundsatz mit erhobenem Zeigefinger nahegebracht wird, sondern nur dann, wenn ich merke, dass mein Engagement für andere mich auch selbst bereichert. Und wenn andere meinen Einsatz nicht als unnützes Gutmenschentum abtun, sondern anerkennen und respektieren.
Dass eine solches Engagement für den Einzelnen ein großer Gewinn sein kann, liegt auf der Hand. Und genauso klar muss sein: ein Freiwilligendienst ist weder Selbstausbeutung noch verbummelte Zeit, sondern eine respektable Wahl und ein ähnliches Qualitätsmerkmal wie ein schnelles Studium und ein gutes Examen.
So ein Klima zu schaffen, in dem junge Leute Lust haben, sich für eine längere Zeit freiwillig zu engagieren, das liegt bei uns allen. Manchmal nämlich reicht schon eine kleine Bemerkung der Großeltern oder des Lieblingslehrers, um die Entscheidung zu beeinflussen. „Nutze deine Zeit lieber sinnvoll", heißt es da, oder: „Bei Ihren Fähigkeiten wäre es wirklich ein Jammer, wenn Sie nicht gleich an die Uni gehen."
Ich finde das schade. Denn wichtig wären die neuen Bufdis ja nicht nur für die Senioren oder Kinder, um die sie sich kümmern. Ich denke: Auch für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist es entscheidend, dass junge Leute merken, wie sehr ihre Hilfe an vielen Stellen gebraucht wird. Denn so eine Erfahrung prägt. Und wir können dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen sich auf diese Erfahrung einlassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11149
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