SWR2 Wort zum Tag

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„Bringt mich das eigentlich weiter?" Wer sich für eine Sache engagiert, fragt heute meist auch nach dem persönlichen Gewinn. „Was habe ich davon?"
Neu ist diese Frage nicht. Auch der Jünger Jakobus - berühmt geworden als Heiliger Jakob und Namensgeber der Pilgerwege - auch Jakobus hat sich das schon überlegt.  „Was bekomme ich für meine treue Freundschaft, mein entbehrungsreiches Leben im Freundeskreis Jesu?" hat der Apostel, dessen Gedenktag übrigens heute ist, gefragt - und von Jesus eine unbequeme Antwort bekommen.
In der Bibel kommt Jakobus, der Fischerssohn vom See Genezareth, nicht immer gut weg: als ehrgeizigen Hitzkopf mit klaren Interessen stellen ihn die Evangelisten vor. Gemeinsam mit seinem Bruder Johannes ist er einer der ersten, der dem Ruf Jesu folgt und sein altes Leben hinter sich lässt. Nach Jesu Tod hält er sich in Jerusalem auf. Die Apostelgeschichte berichtet von seinem gewaltsamen Tod um das Jahr 43. Die Missionsreise nach Spanien und die Überführung seiner Gebeine dorthin, von denen die Jakobslegende erzählt, werden in der Bibel dagegen nicht erwähnt.
Jakobus und sein Bruder haben, so beschreiben es die Evangelien, ein sehr vertrautes Verhältnis zu Jesus - aber keineswegs ein spannungsfreies. Donnersöhne nennt Jesus sie und tut sich mit ihrem aufbrausenden Temperament schwer (Lukas 9,54). Und genauso mit ihrem persönlichen Ehrgeiz.
 „Was haben wir von unserem Engagement für Jesus?", fragen sich die Brüder. Irgendeine langfristige Rendite müsste es doch geben, denken sie sich, und schlagen Jesus gleich selbst eine ziemlich unbescheidene Gratifikation vor: Wir geben alles für dich - selbst unser Leben. Könntest du uns dafür den Platz zu deiner Rechten und deiner Linken reservieren, wenn du später in Herrlichkeit herrschen wirst? (Markus 10,35ff)
Die Antwort Jesu ist so hart wie klar. Ja, ich weiß, ihr werdet alles geben müssen, sogar euer Leben. Und nein, ich entscheide nicht über die Platzvergabe im himmlischen Herrschaftsbereich. Bei mir geht es um etwas anderes. Was ihr für mich und in meinem Namen für andere tut, das muss seinen Sinn in sich selbst tragen, nicht in der Rendite, die es nachher abwirft.
Das ist eine unbequeme Antwort. Aber für mich ist es das, was ich mit Jakobus lernen möchte: Mich zu engagieren und etwas zu investieren - einfach so, ohne darauf zu schielen, ob es sich für mich auszahlt oder ob es mich für die Zukunft weiterbringt. Ich möchte lernen, das zu tun, was mir einleuchtet und am Herzen liegt. Und darauf zu vertrauen, dass es seinen Sinn in sich selbst trägt.

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