SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Seit einiger Zeit spüre ich, dass ich etwas für meinen Rücken tun muss. Aber wie das so ist - immer kam etwas anderes dazwischen und ich glaubte keine Zeit zu haben. Seit einem halben Jahr habe ich jedoch das Passende gefunden und gehe jetzt regelmäßig einmal in der Woche zur Gymnastik. Die Rückenprobleme sind seither verschwunden. Und wenn ich einmal nicht kann, fehlt mir was - die Übungen, die ich alleine doch nicht mache, aber auch die Gruppe der anderen Frauen. Zusammen geht es einfach besser. Und dann natürlich unsere Trainerin, die uns mit viel Sachverstand und noch besserer Laune motiviert, unseren Rücken beweglich zu halten. Einmal pro Woche, das ist ein guter Rhythmus, um am Ball zu bleiben. Einmal pro Woche sind wir auch als Christen eingeladen -  um innezuhalten und gewissermaßen seelisch am Ball zu bleiben. Seit es Christen gibt, versammeln sie sich zum Gedenken an Jesu Auferstehung am ersten Tag der Woche. Sonntag für Sonntag sind seine Worte und die der Apostel und Propheten in den Gottesdiensten zu hören. Worte, die uns aufrichten und trösten aber auch das Leben in Frage stellen. Diese alten Texte aus der Bibel verbinden mit den unzähligen Generationen vor uns, die nach Gott gesucht und seine Nähe in ihrem Leben immer wieder erfahren haben. Die Gottesdienste laden zum gemeinsamen Beten und Singen ein, und lassen eine Gemeinschaft erleben, die den Glauben mitträgt. Und in den Zeichen von Brot und Wein ist Jesus den Seinen nahe. So läuten jeden Sonntag die Kirchenglocken und laden zum Gottesdienst ein. Doch immer weniger Gläubige folgen dieser Einladung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es gibt nicht mehr den Zwang, der früher die Kirchen füllte. Und es gibt viele andere Möglichkeiten, den Sonntagvormittag zu verbringen. Aber auch Menschen, die auf der Suche sind - nach Gott und ihrem Lebenssinn, finden sich im Gottesdienst oft nicht zurecht. Die Liturgie bleibt ihnen fremd,  wenn sie nicht durch einen Pfarrer erschlossen wird, der Gott und den Menschen wirklich zugewandt ist. Oft fehlen auch die menschlichen Anknüpfungspunkte, um wirklich Gemeinschaft erleben zu können. Aber es gibt auch die andere Erfahrung: Dass der sonntägliche Gottesdienst der Seele gut tut, weil es einen Raum gibt, in dem das Heilige und Heilende da sein kann. Und weil es andere gibt, denen diese Erfahrung auch wichtig ist. Manchmal braucht es eben seine Zeit, bis man diesen Raum gefunden hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11139
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