SWR3 Gedanken

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Frau Körner wohnt bei mir gleich um die Ecke. Sie ist Ende sechzig, braun gebrannt und geht gerne wandern. Für mich ist sie ein local hero. Neben dem alltäglichen Geschäft und der Familie hat Frau Körner bis vor wenigen Wochen eine schwer kranke ältere Dame bis zu ihrem Tod begleitet. Die Dame lebte im Pflegeheim und hatte keine Angehörigen. Und Frau Körner kannte sie von früher. Damit sie nicht alleine sterben musste, ist sie in jeder freien Minute an ihrem Bett gewesen - oft mehrmals am Tag. Sie hat mit der Sterbenden gesprochen, gebetet und gesungen. Das ist für sie keine Frage, sondern einfach selbstverständlich. Und sicher nicht immer leicht. Frau Körner hat vor vielen Jahren ihren Sohn verloren. Umso mehr bewundere ich sie für ihre Stärke, ihre Geduld, für die Lebensfreude, die sie ausstrahlt. Frau Körner ist mein local heroe. Und ich bin sicher, dass sie nicht die einzige ist. Wetten, dass es auch in ihrer Straße Menschen gibt, die diesen Titel verdienen? Meistens bleiben diese Heldinnen und Helden allerdings unentdeckt. Die Uni Passau will mit einem Projekt dafür sorgen, dass die local heroes nicht länger ein Schattendasein führen. Sie will sie bekannt machen. Auf einer Internetseite werden Menschen wie Frau Körner vorgestellt. Ihr Beispiel soll dazu anregen, die Augen offen zu halten. Für die, die Hilfe brauchen und für Menschen, die helfen. Meiner Meinung nach, eine richtig gute Sache. Local Heroes - für mich sind das so etwas wie Heilige von nebenan. Ohne Titel und ohne Heiligenschein. Papst Johannes XXIII. hat in den 60er Jahren diese Menschen schon gewürdigt. Er hat gesagt: „Man kann mit dem Bischofsstab in der Hand heilig werden, aber ebenso gut mit einem Besen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11124
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